Stabilisierte Stickstoffdünger in der Praxis
Stabilisierte Stickstoffdünger unterscheiden sich von herkömmlichen Ammonium- und Nitratdüngern durch den Zusatz von sogenannten Inhibitoren ("inhibitor" = hemmen, verzögern).
In der Praxis werden zwei Arten von Dünger-Inhibitoren angeboten:
- Ureaseinhibitoren in Harnstoffdüngern
- Nitrifikationshemmstoffe bei Ammoniumdüngern
Das Enzym Urease sorgt für die Umwandlung vom im Harnstoff enthaltenen Carbamid- oder Amidstickstoff zu pflanzenverfügbarem Ammoniumstickstoff - dieser Prozess wird Hydrolyse genannt. Dieses Enzym wirkt grundsätzlich sehr schnell, wodurch es rund um das Harnstoffkorn zu einem massiven pH-Wert-Anstieg kommt. Vor allem bei Trockenheit steigt dadurch das Risiko der gasförmigen Ammoniakausgasung. Aus diesem Grund müssen Harnstoffdünger über 44% Amidanteil gemäß Ammoniakreduktions-Verordnung unmittelbar eingearbeitet werden und dürfen somit nicht mehr zur Kopfdüngung angewendet werden. Ureaseinhibitoren verzögern die Tätigkeit des Enzyms und reduzieren somit die Gefahr der Ammoniakverluste, sind von der Einarbeitungsverpflichtung ausgenommen und dürfen auch zur Kopfdüngung verwendet werden.
Nitrifikationshemmstoffe hingegen bewirken, dass die von Bodenmikroorganismen durchgeführte Umsetzung von Ammonium zu Nitrat (= Nitrifikation) verzögert wird. Es kommt somit zu einer Verlängerung der Ammoniumphase im Boden. Dadurch wird das Risiko einer Nitratauswaschung ins Grundwasser reduziert und gasförmigen Lachgasverlusten vorgebeugt.
Nitrifikationshemmstoffe hingegen bewirken, dass die von Bodenmikroorganismen durchgeführte Umsetzung von Ammonium zu Nitrat (= Nitrifikation) verzögert wird. Es kommt somit zu einer Verlängerung der Ammoniumphase im Boden. Dadurch wird das Risiko einer Nitratauswaschung ins Grundwasser reduziert und gasförmigen Lachgasverlusten vorgebeugt.
Wirkungsprinzip von Urease- und Nitrifikationsinhibitoren
Ureaseinhibitor | Nitrifikationsinhibitor | |
Effekt | verzögert die Umwandlung von Harnstoff zu Ammonium | verzögert die Umwandlung von Ammonium zu Nitrat |
Verzögerung | um bis zu 2 Wochen (vor allem bei Trockenheit) | um das Zwei- bis Vierfache (über ca. 6 bis 10 Wochen) |
reduziert | Ammoniak | Nitrat und Lachgas |
Rechtliche Auswirkungen
Laut "Aktionsprogramm Nitrat 2023" sind schnellwirkende bzw. leichtlösliche Stickstoffgaben von mehr als 100 kg/ha/Jahr zu teilen. Ausgenommen ist die Düngung bei Hackfrüchten und Gemüsekulturen auf Böden mit mehr als 15% Tonanteil und der Einsatz von stickstoffhaltigen Düngemitteln mit physikalisch oder chemisch verzögerter Stickstofffreisetzung (= stabilisierte Dünger).
Achtung für Teilnehmer am Vorbeugenden Grundwasserschutz - Acker in Oberösterreich:
Hier beträgt die maximale Stickstoffmenge pro Gabe 80 kg N/ha in schnellwirksamer Form.
Achtung für Teilnehmer am Vorbeugenden Grundwasserschutz - Acker in Oberösterreich:
Hier beträgt die maximale Stickstoffmenge pro Gabe 80 kg N/ha in schnellwirksamer Form.
- Wichtig: Dabei sind nur die stabilisierten Dünger ausgenommen und davon nur der jeweils stabilisierte Anteil dieser Dünger!
Beispiel Gabenteilung
Düngung mit 550 kg NPK (14/10/20)
= 550 kg x 14% = 77 kg N
+ 400 kg Ensin® Plus
= 400 kg x 7,5% = 30 kg NO3
= 400 kg x 18,5% = 74 kg stabilisierter NH4
Ensin® Plus (26% Gesamtstickstoff)
-> 7,50% NO3-Nitratstickstoff
-> 18,50% NH4-Ammoniumstickstoff
+ Schwefel
------------------------------------------------------------
= 550 kg x 14% = 77 kg N
+ 400 kg Ensin® Plus
= 400 kg x 7,5% = 30 kg NO3
= 400 kg x 18,5% = 74 kg stabilisierter NH4
- Es wird 107 kg nicht stabilisierter Stickstoff pro Gabe ausgebracht.
Ensin® Plus (26% Gesamtstickstoff)
-> 7,50% NO3-Nitratstickstoff
-> 18,50% NH4-Ammoniumstickstoff
+ Schwefel
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Beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern gilt für die Bemessung der Gabenteilung der jeweilige Ammoniumanteil vom Stickstoffgehalt ab Lager. Die Ammoniumanteile sind in der Nitrataktionsprogramm-Verordnung, Anlage 2, ersichtlich. Auch Güllen können mittels zugelassenen Inhibitoren stabilisiert werden. Die Effekte sind analog zu den nitrifikationsinhibierten Mineraldüngern (Reduktion Nitrat, Lachgas, Ausnahme Gabenteilung). Stabilisierte Güllen bringen jedoch keinen Nachweis bezüglich Ammoniakverluste und sind somit nicht von der Einarbeitungsverpflichtung gemäß Ammoniakreduktions-Verordnung ausgenommen!
Praktische Auswirkungen
Der Einsatz von stabilisierten Stickstoffdüngern bringt den wirtschaftlichen Vorteil der Zusammenlegung mehrerer Stickstoffgaben. Damit können Überfahrten eingespart werden und zudem negative Effekte wie Ausgasung und Auswaschung reduziert werden. Für eine bedarfsgerechte Stickstoffdüngung braucht es beim Einsatz von stabilisierten Düngern eine Änderung der Düngerstrategie.
Achten Sie bitte beim Kauf dieser Düngemittel unbedingt auf die Qualität und auf die Ausweisung der verwendeten Inhibitoren (+ Zulassung!). Billigprodukte erfüllen häufig nicht die gesetzlichen Anforderungen und weisen häufig unterschiedliche Korngrößen auf, was die Streufähigkeit negativ beeinflusst.
Achten Sie bitte beim Kauf dieser Düngemittel unbedingt auf die Qualität und auf die Ausweisung der verwendeten Inhibitoren (+ Zulassung!). Billigprodukte erfüllen häufig nicht die gesetzlichen Anforderungen und weisen häufig unterschiedliche Korngrößen auf, was die Streufähigkeit negativ beeinflusst.
Tipp für Videofans
Eine praxisnahe Erklärung zum Thema gibt’s hier: https://youtu.be/oiCoZa2F8ug
Nähere Informationen bei der Boden.Wasser.Schutz.Beratung, (050/6902-1426); www.bwsb.at