06.04.2021 |
von DI Romana Schneider
Teil 11 Serie: Mastitiserreger im Detail - Seltene Mastitiserreger
Hefen
Es treten unterschiedliche Arten auf. Die Differenzierung ist aufwendig und für die Therapie nicht notwendig. Hefen sind umweltassoziierte Mikroorganismen und zählen zu den Sprosspilzen. Da es sich also nicht um Bakterien handelt, sind Antibiotika unwirksam. Sie treten aber oft als Folge einer intensiven antibiotischen Therapie auf.
Vorkommen und Übertragung:
Hefen kommen in der Umwelt, beispielsweise in der Einstreu, vor. Aber auch Biertreber können massiv mit Hefen belastet sein. Hefen werden oft durch unsachgemäße, unhygienische Lagerung und Verabreichung von Arzneimitteln ins Euter eingebracht. Auch mehrfach verwendete Spritzen können kontaminiert sein
Infektion und Behandlung:
Meist sind nur Einzeltiere betroffen. Eine Infektion führt in der Regel zu einer akuten Mastitis mit erheblicher Schwellung des betroffenen Viertels und Fieber. Starker Milchrückgang und wässriges Sekret mit gelben Flocken sind die Folge. Häufiges Ausmelken unterstützt den Heilungsprozess. Es gibt keine Medikamente zur Behandlung. Manchmal kommt es nach etwa einer Woche bis mehreren Monaten zur Spontanheilung. Infizierte Tiere sollen am Schluss gemolken werden.
Vorbeugemaßnahmen:
- Bei der Verabreichung von Eutertuben strikte Sauberkeit beachten und vor der Behandlung die Zitzenkuppen und die verwendeten Spritzen wirkungsvoll desinfizieren
- Feuchte Einstreu vermeiden
- Futtermittel ordnungsgemäß lagern, anfällige Futtermittel sind Schnitzel, Treber und Schlempe
Mykoplasmen
Mykoplasmen werden in der kulturellen Routinediagnostik nicht nachgewiesen, da spezielle Nährmedien oder das PCR-Verfahren benötigt werden.
Ein Verdacht auf Mykoplasmen besteht bei
Ein Verdacht auf Mykoplasmen besteht bei
- plötzlich viele Tiere einer Herde mit klinischen Mastitiden in der Regel ohne größere Störung des Allgemeinbefindens
- deutlicher Milchrückgang der betroffenen Viertel, teilweise verbunden mit sandigem Sediment in wässriger Milch, das Viertel bleibt aber nach dem Melken prall
- Infektion "springt“ von Viertel zu Viertel einer Kuh
- trotz Behandlung stellen sich keine Heilungserfolge ein
- im Bestand häufig in zeitlichem Zusammenhang mit Lungenentzündungen oder angeschwollenen Gelenken
Vorkommen und Übertragung:
Mykoplasmen kommen im infizierten Euter, natürlicherweise in den Atemwegen, im Verdauungstrakt und im Urogenitaltrakt vor. Sie sind aber auch Verursacher von Lungen-, Gebärmutter- und Gelenksentzündungen. Der Erreger ist hoch ansteckend und wird während des Melkens übertragen. Eine Übertragung ist auch durch unsaubere Euterbehandlungen möglich.
Infektion und Behandlung:
Eine Infektion führt zu Schwellungen des Viertels, extrem hohen Zellzahlen, hochgradigem Milchrückgang und gestörter Milchsekretion. Mykoplasmen können sich lebenslang mit Euter festsetzen. Mykoplasmen sind in der Lage Toxine zu bilden, die das Eutergewebe schädigen. Das Drüsengewebe bildet sich nach einer längeren Krankheitsdauer zurück. Da es keine Behandlungsmethoden gibt, müssen infizierte Tiere sofort ausgeschieden werden. Die Milch soll nicht an Kälber verfüttert werden.
Vorbeugemaßnamen:
- Zukauf kritisch überwachen
- Strikte Melkhygiene
- Zitzendesinfektion nach dem Melken
- Melkzeugzwischendesinfektion
Algen (Prototheken)
Prototheken werden in der kulturellen Routinediagnostik in der Regel nicht nachgewiesen, da sie sehr langsam wachsen und spezielle Nährböden benötigen. Bei Verdacht muss die Milchprobe in ein spezialisiertes Labor geschickt werden.
Vorkommen und Übertragung:
Prototheken sind ubiquitär. Sie können im Kot, in der Einstreu, im Boden, in Wassertrögen und Futterbarren nachgewiesen werden. Es handelt sich um kuhassoziierte Erreger, die aber auch in der Zwischenmelkzeit übertragen werden können.
Prototheken-Mastitiden können auch nach unzureichender Reinigung und Desinfektion der Strichkanalöffnung vor der Applikation von Arzneimitteln entstehen.
Infektion und Behandlung:
Meist sind nur einzelne Tiere betroffen. Eine Infektion mit Algen führt meistens zu einer akuten Mastitis mit einer Schwellung des betroffenen Viertels und einem derben Euter. Das Milchsekret ist wässrig und flockig verändert. Da für die Behandlung keine Wirkstoffe zur Verfügung stehen, müssen infizierte Kühe sofort ausgeschieden werden.
Vorbeugung:
- Melkreihenfolge
- Melkhygiene
- Trockene und saubere Stallumgebung
- sachgemäße und hygienische Verabreichung von Arzneimitteln
Mycobacterium spp.
Mycobacterium spp. werden in der kulturellen Routinediagnostik in der Regel nicht nachgewiesen. Bei Verdacht muss die Milchprobe in ein spezialisiertes Labor geschickt werden.
Vorkommen und Übertragung:
Mycobacterium spp. sind ubiquitär und kommen im Boden und Wasser vor. Es handelt sich um umweltassoziierte Mastitiserreger, die auch ansteckend sind. Sie werden vor allem durch kontaminiertes Behandlungsmaterial und kontaminierte Arzneimittel übertragen.
Infektion und Behandlung:
Bei einer Infektion kommt es zu schwerwiegenden Mastitiden mit einer Vergrößerung und harten Konsistenz des betroffenen Euterviertels. Das Milchsekret ist deutlich verändert. Es gibt keine Therapiemöglichkeiten.
Vorbeugung:
- Sachgemäße und hygienische Euterbehandlungen