Heimische Geflügelhalter fordern "neuen Vertrag mit der Gesellschaft"
Geflügelfleisch ist inzwischen das beliebteste Fleisch der Österreicherinnen und Österreicher. Umso mehr rücken damit auch die Haltungsbedingungen bei Masthühnern in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Hier kann die hiesige Branche auf die europaweit höchsten Standards verweisen: Heimische Geflügelhalter:innen arbeiten bereits heute nach den strengsten und für das Tierwohl besten gesetzlichen Bestimmungen in der gesamten EU. So haben z.B. Masthühner hierzulande per Gesetz ca. 30% mehr Platz im Stall als in den meisten anderen EU-Ländern. Der Anteil an Geflügelfleisch, das in Bioqualität produziert wird, hat sich in Österreich seit 2015 mehr als verdreifacht und liegt inzwischen bei 2,8 Mio. Mastplätzen.
Tierhalter:innen und Tierärzt:innen müssen die Einhaltung aller Vorgaben inzwischen täglich nachweisen und sich sehr sorgsam um die Gesundheit der Tiere kümmern. Von Vorteil ist dabei auch der Umstand, dass Geflügelhaltung in Österreich - im Gegensatz zu den meisten anderen EU-Ländern - noch immer in den Händen von landwirtschaftlichen Familienbetrieben liegt. Entsprechend überschaubar sind die Tierzahlen pro Betrieb. Die gute Betreuung und die strengeren gesetzlichen Haltungsbestimmungen bedeuten für die Tiere ein nachweislich gesünderes Leben.
Tierhalter:innen und Tierärzt:innen müssen die Einhaltung aller Vorgaben inzwischen täglich nachweisen und sich sehr sorgsam um die Gesundheit der Tiere kümmern. Von Vorteil ist dabei auch der Umstand, dass Geflügelhaltung in Österreich - im Gegensatz zu den meisten anderen EU-Ländern - noch immer in den Händen von landwirtschaftlichen Familienbetrieben liegt. Entsprechend überschaubar sind die Tierzahlen pro Betrieb. Die gute Betreuung und die strengeren gesetzlichen Haltungsbestimmungen bedeuten für die Tiere ein nachweislich gesünderes Leben.
Zahlreiche Verbesserungen im Jahr 2023
Entsprechend tief saß der Schock, als vor ziemlich genau einem Jahr in einzelnen Betrieben Verstöße gegen das Tierschutzgesetz öffentlich wurden. Die Branche reagierte darauf u. a. mit weiteren Verbesserungen ihrer Standards.
So wurden 2023 alle Betriebe hinsichtlich der tiergerechten Haltung von Masthühnern nachgeschult. Unabhängige Geflügelfachtierärzt:innen informierten die Halter:innen über die besonderen Bedürfnisse der Tiere, u.a. in Hinsicht auf die angepasste Lichtdauer im Stall aber auch im Zusammenhang mit der sachgerechten - und rechtlich vorgeschriebenen - Tötung von kranken Tieren, die keine Aussicht auf Gesundung haben.
Als weitere Maßnahme führte die Branche 2023 auch in der konventionellen Haltung zusätzlich zur Biohaltung vitalere, langsamer wachsende Rassen auf dem Markt ein. Diese Rassen zeichnen sich u.a. durch eine niedrigere Gewichtszunahme pro Tag aus, was der Tiergesundheit zuträglich ist. "Wir halten jetzt erstmals auch langsamer wachsende Tiere auf Basis der Vorgaben der EU-Masthühnerinitiative, die von europäischen Tierschutzorganisationen entwickelt wurden", bestätigt der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich, Markus Lukas.
Dieses Geflügelfleisch kann inzwischen - im Rahmen der jeweiligen Tierwohlprogramme - auch im österreichischen Lebensmittelhandel gekauft werden. "Wir wünschen uns, dass diese Geflügelprodukte vom Markt möglichst gut angenommen werden, denn das ist die wirtschaftliche Voraussetzung dafür, dass lang lebende Rassen zum neuen Standard werden. Die österreichische Geflügelwirtschaft ist jedenfalls bereit für diese Umstellung", bekräftigt Lukas.
Als weitere Maßnahme führte die Branche 2023 auch in der konventionellen Haltung zusätzlich zur Biohaltung vitalere, langsamer wachsende Rassen auf dem Markt ein. Diese Rassen zeichnen sich u.a. durch eine niedrigere Gewichtszunahme pro Tag aus, was der Tiergesundheit zuträglich ist. "Wir halten jetzt erstmals auch langsamer wachsende Tiere auf Basis der Vorgaben der EU-Masthühnerinitiative, die von europäischen Tierschutzorganisationen entwickelt wurden", bestätigt der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich, Markus Lukas.
Dieses Geflügelfleisch kann inzwischen - im Rahmen der jeweiligen Tierwohlprogramme - auch im österreichischen Lebensmittelhandel gekauft werden. "Wir wünschen uns, dass diese Geflügelprodukte vom Markt möglichst gut angenommen werden, denn das ist die wirtschaftliche Voraussetzung dafür, dass lang lebende Rassen zum neuen Standard werden. Die österreichische Geflügelwirtschaft ist jedenfalls bereit für diese Umstellung", bekräftigt Lukas.
Vorzeigemodell "Österreichischer Geflügelgesundheitsdienst"
Dass die heimische Geflügelwirtschaft sich ihrer Verantwortung für Tier und Mensch bewusst ist, belegen nicht nur die heuer gesetzten Maßnahmen, sondern auch das langjährige - und europaweit vorbildliche - Engagement für die höchstmögliche Tier- und Herdengesundheit. So sind hierzulande alle Tierhalter:innen, deren Geflügel an den Handel geliefert werden, Mitglied beim österreichischen Geflügelgesundheitsdienst, der so genannten Qualitätsgeflügelvereinigung (QGV), und verfügen damit u. a. verpflichtend über eine:n Betreuungstierärzt:in.
Für jede einzelne Herde werden in der "Poultry Health Data"- Datenbank des Geflügelgesundheitsdiensts laufend alle wesentlichen Daten erfasst und daraus Maßnahmen abgeleitet, die der Gesunderhaltung der Tiere dienen. Dank diesem bletzten zehn Jahren um rund 57% reduziert werden. Durch verbesserte Haltungs- und Hygienebestimmungen konnte auch die Salmonellenbelastung in den Herden massiv reduziert werden. Die laut Statistik nachweislich stark gesunkenen Salmonelleninfektionen bei Menschen in Österreich bestätigen diese positive Entwicklung eindrucksvoll.
Doch auch in diesem Bereich wird an weiteren Verbesserungen gearbeitet: "In naher Zukunft werden wir den Tierhaltern ein webbasiertes Dashboard mit allen relevanten Daten zur Gesundheit jeder einzelnen Herde zur Verfügung stellen - und dazu den Vergleich mit entsprechenden Zielwerten. Damit motivieren wir die Tierhalter und externen Berater sich laufend zu verbessern", freut sich QGV-Geschäftsführer Stefan Weber.
Für jede einzelne Herde werden in der "Poultry Health Data"- Datenbank des Geflügelgesundheitsdiensts laufend alle wesentlichen Daten erfasst und daraus Maßnahmen abgeleitet, die der Gesunderhaltung der Tiere dienen. Dank diesem bletzten zehn Jahren um rund 57% reduziert werden. Durch verbesserte Haltungs- und Hygienebestimmungen konnte auch die Salmonellenbelastung in den Herden massiv reduziert werden. Die laut Statistik nachweislich stark gesunkenen Salmonelleninfektionen bei Menschen in Österreich bestätigen diese positive Entwicklung eindrucksvoll.
Doch auch in diesem Bereich wird an weiteren Verbesserungen gearbeitet: "In naher Zukunft werden wir den Tierhaltern ein webbasiertes Dashboard mit allen relevanten Daten zur Gesundheit jeder einzelnen Herde zur Verfügung stellen - und dazu den Vergleich mit entsprechenden Zielwerten. Damit motivieren wir die Tierhalter und externen Berater sich laufend zu verbessern", freut sich QGV-Geschäftsführer Stefan Weber.
AMA-Gütesiegel als wichtige Orientierungshilfe beim Einkauf
Alle namhaften Handelsunternehmen setzen stark auf Hühnerfleisch, das mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet ist. Laut RollAMA-Daten wird Geflügelfleisch wertmäßig zu einem Anteil von über 90% im Lebensmitteleinzelhandel eingekauft (Zeitraum Q1 bis Q3 2023). Das AMA-Gütesiegel ist die wichtigste Orientierung beim Einkauf von Geflügelfleisch im Supermarkt. Durch eine stufenübergreifende Qualitätssicherung wird die Qualität und Herkunft von Hendlfleisch "vom Landwirt bis ins Geschäft" abgesichert.
Von insgesamt 770 österreichischen Hühnermastbetrieben nehmen rund 570 Betriebe mit 12 Mio. Mastplätzen an der AMA-Gütesiegel-Richtlinie "Hendlmast" teil. Jeder AMA-Gütesiegel-Hühnermäster wird heuer routinemäßig von einer zugelassenen Kontrollstelle kontrolliert. Zusätzlich wurden 177 unangekündigte Kurzkontrollen mit dem Schwerpunkt auf Tierhaltung und Tierbetreuung durch spezialisierte Geflügelfachtierärzte eingeführt. Ergänzend dazu wurde 46 Mal die Einhaltung der vorgeschriebenen Dunkelphase in der Nacht überprüft.
Die Ergebnisse der Kontrollen werden in fünf Kategorien eingestuft. Diese reichen von Sanktionsstufe 0 (keine Abweichungen) bis Sanktionsstufe 4 (grobe Abweichungen). Die Kontrollsaison 2023 ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber es zeichnet sich ab, dass bei ca. 70% der Betriebe keine oder nur geringe Abweichungen, wie z.B. Dokumentationsmängel festgestellt wurden. Bei rund 30% der Betriebe wurden Verbesserungspotenziale aufgezeigt. Die Konsequenzen daraus reichen von Nachreichungen, Nachkontrollen, Konventionalstrafen bis hin zum Entzug der Lieferberechtigung im AMA-Gütesiegel-Programm, z.B. bei wiederholter Besatzdichtenüberschreitung.
Die jährlichen Kontrollen und der relativ hohe Anteil an Spot-Audits haben zur Sensibilisierung und zu vielen Verbesserungen beigetragen. Die gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels und Branchen erarbeiteten AMA-Gütesiegel-Richtlinien für die Hühnermast werden laufend weiterentwickelt. Zuletzt wurden beispielsweise die Anforderungen im Bereich Beschäftigungsmaterial, jährliche Schulungen und natürliches Licht im Stall verschärft sowie der Ausbau von Tierwohlstufen vorangetrieben.
"Die Stärke des Produkts Hendlfleisch aus Österreich liegt in der regionalen Wertschöpfungskette", sagt Martin Greßl. "Das AMA-Gütesiegel-Programm bindet die gesamte Wertschöpfungskette ein und eine erfolgreiche Zukunftskommunikation braucht auch einen stärkeren gesellschaftlichen Dialog", führt Greßl aus.
Von insgesamt 770 österreichischen Hühnermastbetrieben nehmen rund 570 Betriebe mit 12 Mio. Mastplätzen an der AMA-Gütesiegel-Richtlinie "Hendlmast" teil. Jeder AMA-Gütesiegel-Hühnermäster wird heuer routinemäßig von einer zugelassenen Kontrollstelle kontrolliert. Zusätzlich wurden 177 unangekündigte Kurzkontrollen mit dem Schwerpunkt auf Tierhaltung und Tierbetreuung durch spezialisierte Geflügelfachtierärzte eingeführt. Ergänzend dazu wurde 46 Mal die Einhaltung der vorgeschriebenen Dunkelphase in der Nacht überprüft.
Die Ergebnisse der Kontrollen werden in fünf Kategorien eingestuft. Diese reichen von Sanktionsstufe 0 (keine Abweichungen) bis Sanktionsstufe 4 (grobe Abweichungen). Die Kontrollsaison 2023 ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber es zeichnet sich ab, dass bei ca. 70% der Betriebe keine oder nur geringe Abweichungen, wie z.B. Dokumentationsmängel festgestellt wurden. Bei rund 30% der Betriebe wurden Verbesserungspotenziale aufgezeigt. Die Konsequenzen daraus reichen von Nachreichungen, Nachkontrollen, Konventionalstrafen bis hin zum Entzug der Lieferberechtigung im AMA-Gütesiegel-Programm, z.B. bei wiederholter Besatzdichtenüberschreitung.
Die jährlichen Kontrollen und der relativ hohe Anteil an Spot-Audits haben zur Sensibilisierung und zu vielen Verbesserungen beigetragen. Die gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels und Branchen erarbeiteten AMA-Gütesiegel-Richtlinien für die Hühnermast werden laufend weiterentwickelt. Zuletzt wurden beispielsweise die Anforderungen im Bereich Beschäftigungsmaterial, jährliche Schulungen und natürliches Licht im Stall verschärft sowie der Ausbau von Tierwohlstufen vorangetrieben.
"Die Stärke des Produkts Hendlfleisch aus Österreich liegt in der regionalen Wertschöpfungskette", sagt Martin Greßl. "Das AMA-Gütesiegel-Programm bindet die gesamte Wertschöpfungskette ein und eine erfolgreiche Zukunftskommunikation braucht auch einen stärkeren gesellschaftlichen Dialog", führt Greßl aus.
"Neuer Vertrag mit der Gesellschaft" gefordert
Generell macht die harte Konkurrenz aus Ländern mit deutlich niedrigeren Tierwohlstandards der heimischen Geflügelbranche schwer zu schaffen. Die Branche drohe in einer Zwickmühle zwischen steigenden gesellschaftlichen Erwartungen und harten wirtschaftlichen Zwängen, "mittelfristig aufgerieben" zu werden, so Markus Lukas: "Einerseits sollen wir immer hochwertiger produzieren, aber andererseits werden unsere Produkte durch ausländisches Billigfleisch regelmäßig aus den Regalen gedrängt. Das kann sich auf Dauer nicht ausgehen", warnt der Obmann der Geflügelwirtschaft Österreich.
Mit dem Kauf von Billiggeflügel aus Ländern mit niedrigen Standards wird nicht nur die heimische Produktion schleichend vom Markt verdrängt, sondern auch Tierleid importiert. Die Vertreter der heimischen Geflügelwirtschaft wünschen vor diesem Hintergrund eine "ehrliche öffentliche Diskussion" über die Zukunft der Masthühnerhaltung. Um die Nachhaltigkeit der heimischen Branche langfristig gewährleisten zu können, brauche es einen "neuen Vertrag mit der Gesellschaft", in dessen Mittelpunkt ein breites Bekenntnis zur Stärkung der hohen gesetzlichen Standards in Österreich stehen muss.
"Die Geflügelwirtschaft hat die Zeichen der Zeit längst erkannt und ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Um das Tierwohl weiter verbessern zu können, brauchen wir aber letztlich bei jedem Geflügelkauf die bewusste Solidarität aller - der österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten, des Lebensmitteleinzelhandels aber auch der Gastronomie. Nur so können wir auch die zukünftig, anstehenden Veränderungen in der Geflügelwirtschaft erfolgreich meistern", so Obmann Markus Lukas abschließend.
Mit dem Kauf von Billiggeflügel aus Ländern mit niedrigen Standards wird nicht nur die heimische Produktion schleichend vom Markt verdrängt, sondern auch Tierleid importiert. Die Vertreter der heimischen Geflügelwirtschaft wünschen vor diesem Hintergrund eine "ehrliche öffentliche Diskussion" über die Zukunft der Masthühnerhaltung. Um die Nachhaltigkeit der heimischen Branche langfristig gewährleisten zu können, brauche es einen "neuen Vertrag mit der Gesellschaft", in dessen Mittelpunkt ein breites Bekenntnis zur Stärkung der hohen gesetzlichen Standards in Österreich stehen muss.
"Die Geflügelwirtschaft hat die Zeichen der Zeit längst erkannt und ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Um das Tierwohl weiter verbessern zu können, brauchen wir aber letztlich bei jedem Geflügelkauf die bewusste Solidarität aller - der österreichischen Konsumentinnen und Konsumenten, des Lebensmitteleinzelhandels aber auch der Gastronomie. Nur so können wir auch die zukünftig, anstehenden Veränderungen in der Geflügelwirtschaft erfolgreich meistern", so Obmann Markus Lukas abschließend.