31.07.2020 |
von Rudlstorfer Stefan, ABL
Weidetrieb bei Bio-Mastrindern
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Die Geschehnisse der letzten Monate zeigen es immer deutlicher: Die Weidehaltung gehört zur Identität der biologischen Tierhaltung, speziell den Pflanzenfresser betreffend. Der Druck der EU-Kommission hinsichtlich eines maximalen Weidegangs ist groß. Die Hoffnung, dass es in den nächsten Wochen eine Klarstellung über die genaue Vorgehensweise ab 2021 geben wird, schwindet trotz aller Bemühungen.
Der Beratung bleibt derzeit einzig die Möglichkeit, Betriebe bestmöglich in der Umsetzung geplanter Weidevorhaben zu unterstützen. So hat sich das Bio-Referat auf den Weg gemacht, um Beispiele aus der Praxis vor den Vorhang zu holen:
Betriebsdaten
Wilhelm Leitner; Verwaltung Gutsbetrieb Schloss Weinberg (Kefermarkt)
40 Mastrinder (vorwiegend Ochsen); Aufteilung in 2 Gruppen
77 ha landw. Nutzfläche (davon nun als Weide nutzbar: ca. 5 ha)
Aufgrund der alten Regelung wurde bisher keine Weide durchgeführt.
40 Mastrinder (vorwiegend Ochsen); Aufteilung in 2 Gruppen
77 ha landw. Nutzfläche (davon nun als Weide nutzbar: ca. 5 ha)
Aufgrund der alten Regelung wurde bisher keine Weide durchgeführt.
In diesem Frühjahr sind am Lindenhof, auf dem die Rinderhaltung des Gutsbetriebes Schloss Weinberg untergebracht ist, ca. 20 Mastochsen zum allerersten Mal auf die Weide gegangen. Die Verpflichtung zur Weide traf - wie viele andere Bio-Betriebe - auch Wilhelm Leitner sehr kurzfristig. Jene Fläche, die vom Stallgebäude aus als Weide bestoßen werden kann, wäre heuer für den Anbau von Mais bestimmt gewesen. Anders als geplant, werden nun die 10 ha Acker, welche in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen, in zwei Schläge aufgeteilt. Durch die Anpassung der Fruchtfolge auf diesen beiden Schlägen soll schließlich sichergestellt werden, dass immer 5 ha begrünt sind und für eine Beweidung zur Verfügung stehen.
Anders als bei Milch- oder Mutterkuhherden müssen am Aufzucht- oder Mastrinderbetrieb jedes Jahr wieder neue Tiere an die Weide gewöhnt werden. Hier kommt es Wilhelm Leitner entgegen, dass bereits eine unbefestigte Auslaufkoppel vorhanden ist, welche mit einer festen Holzeinzäunung eingerichtet ist. In dieser wurde rechtzeitig vor Weidebeginn ein Weideband gespannt, sodass sich die Rinder an den Elektrozaun gewöhnen konnten. Auf ein interessantes Detail verwies Wilhelm vor Ort: In der Auslaufkoppel war quer zur Auslaufrichtung - ebenfalls als Holzzaun errichtet - eine Barriere eingezogen, welche die Tiere abbremsen soll, wenn sie ins Laufen kommen. Diese Maßnahme könnte auch direkt auf einer Weidefläche nachgeahmt werden, indem quer durch die Koppel ein Weideband gespannt wird. Dadurch soll verhindert werden, dass eine noch nicht an die Weide gewöhnte Herde ins unkontrollierte Laufen gerät.
Beim erstmaligen Austrieb legte Wilhelm viel Wert auf ein ruhiges Agieren der mithelfenden Personen. Neben der neuen Situation für die Rinder würden hektische Reaktionen von Beteiligten nur zusätzlichen Stress hervorrufen.
Das Verhalten der Rinder auf der Weide zeigte, dass sie bereits den Elektrozaun kannten. Sie hielten einen respektvollen Abstand oder wagten sich eher zögerlich in dessen Nähe. Das am Tag des Erstaustriebes noch kein Frischfutter vorgelegt wurde, führte dazu, dass die ersten Mastrinder relativ rasch mit dem Fressen begonnen haben. Dennoch beschränkte sich der erste Weidegang auf zwei Stunden. Erst innerhalb der darauffolgenden Tage wird die Weidedauer langsam auf das gewünschte Niveau ausgeweitet.
Tipps für Berufskollegen in ähnlicher Situation:
- Rinder im Auslauf an den Weidezaun gewöhnen
- Ein unkontrolliertes Laufen von Tieren unterbrechen - kleine Weidekoppel bei Erstaustrieb oder Barriere quer zur Laufrichtung
- Austreiben muss ohne Stress erfolgen. Den Rinder Zeit geben, sich an die neue Situation zu gewöhnen