13.06.2019 |
von Dr. Marion Seiter
Vom Nutzen der Nützlinge - Teil 7
In den bisherigen Teilen haben sie einiges über Schädlinge und ihre Nützlinge im Ackerbau gehört, meist war von Spezialisten die Rede.
Es verstecken sich aber noch andere in unseren Äckern. Am Boden, sprich in der Streuschicht tummeln sich die Generalisten. Sie haben ein breiteres Nahrungsspektrum, d.h. sie lieben abwechslungsreiche Kost, fressen also "Gut" und "Böse".
Es verstecken sich aber noch andere in unseren Äckern. Am Boden, sprich in der Streuschicht tummeln sich die Generalisten. Sie haben ein breiteres Nahrungsspektrum, d.h. sie lieben abwechslungsreiche Kost, fressen also "Gut" und "Böse".
Von den am Boden lebenden Räubern sind Laufkäfer (Carabidae) relativ häufig. Wie der Name schon sagt, sind sie allesamt schnelle und flinke Läufer.
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Auf Mitteleuropas Ackerböden treffen wir Laufkäfer mit vielsagenden Namen:
Der Grabkäfer, der Kupfriger Schulterläufer (Bildnachweis: gailhampshire , "Poecilus cupreus“, CC-BY-2.0 ), der Behaarte Schnellläufer, der Metallische Schnellläufer, der Buntfarbene Putzläufer, Müllers Putzläufer der Feld Ahlenläufer und der Gewöhnliche Flinkläufer.
Auf einem Acker leben immer mehrere Arten, die Zusammensetzung dieser Käfergemeinschaften ist typisch für den Standort und dient als Umweltindikator.
Welche Arten zur Käfer“clique“ auf ihrem Acker zählen lässt also auf gewisse physikalische, biologische und ackerbauliche Eigenschaften des Standortes schließen. Hier ein vereinfachtes Beispiel: Sind hauptsächlich Käfer der Gattung Amara zu finden, deutet dies auf eine Verunkrautung des Ackers hin, denn diese Käfer fressen vor allem (Unkraut)samen.
Der Grabkäfer, der Kupfriger Schulterläufer (Bildnachweis: gailhampshire , "Poecilus cupreus“, CC-BY-2.0 ), der Behaarte Schnellläufer, der Metallische Schnellläufer, der Buntfarbene Putzläufer, Müllers Putzläufer der Feld Ahlenläufer und der Gewöhnliche Flinkläufer.
Auf einem Acker leben immer mehrere Arten, die Zusammensetzung dieser Käfergemeinschaften ist typisch für den Standort und dient als Umweltindikator.
Welche Arten zur Käfer“clique“ auf ihrem Acker zählen lässt also auf gewisse physikalische, biologische und ackerbauliche Eigenschaften des Standortes schließen. Hier ein vereinfachtes Beispiel: Sind hauptsächlich Käfer der Gattung Amara zu finden, deutet dies auf eine Verunkrautung des Ackers hin, denn diese Käfer fressen vor allem (Unkraut)samen.
Viele Laufkäfer sind nachtaktiv und fallen daher nicht weiter auf. Die meisten leben am Feldrand (bis ca. 60 m in den Bestand), sie können also nur das abfangen, was von dort kommt. Da auf Feldern und vor allem in Feldsäumen oft mehr als 10 Käfer/m2 unterwegs sind, kann davon ausgegangen werden, dass die Tiere einen beachtlichen Beitrag zur Regulation von Schädlingen im Feld liefern. Sie können täglich so viel vertilgen wie sie selbst wiegen. Der Kupfrige Schulterläufer, ein eher kleiner Laufkäfer von ca. 13 mm Länge, kann demnach täglich rund 8 Schwarze Bohnenblattläuse (Aphis fabae) fressen. Bei 10 Käfer/m2 wären das rund 80 Blattläuse.
Sie verzehren auch sonst, was ihnen in die Quere kommt: Schnecken, Fliegeneier, Laven und Puppen, Eier und Larven von Käfern. Aufgrund dieses reichen Speiseplans können sie schon bald das Feld besiedeln und sind schon dort, wenn die ersten Blattläuse geflogen kommen. Sie zischen über den Boden und verschlingen Blattläuse, die vom Winde verweht, durch den Regen herabgewaschen oder aus Platzmangel von den Blättern fallen. Laufkäfer können also gemeinsam mit Schwebfliegen dafür sorgen, dass sich Blattlauspopulationen erst gar nicht aufbauen.
Die Tiere machen eine Generation im Jahr und überwintern als Käfer oder Larve am Feldrand oder im Feld. Die Arten, die im Feld bleiben entkommen den herbstlichen Ackerbaumaßnahmen, indem sie sich im Boden eingraben. So wurde der Grabkäfer in 45 cm Tiefe gefunden.
Die Tiere machen eine Generation im Jahr und überwintern als Käfer oder Larve am Feldrand oder im Feld. Die Arten, die im Feld bleiben entkommen den herbstlichen Ackerbaumaßnahmen, indem sie sich im Boden eingraben. So wurde der Grabkäfer in 45 cm Tiefe gefunden.
Der Einfluss von Pflanzenschutzmitteln wurde intensiv untersucht. Fungizide und Herbizide schaden den Käfern nicht direkt. Letztere können sich aber indirekt auf die Käferzusammensetzung auswirken. Unkräuter fehlen, Käfer die Unkrautsamen fressen wandern ab. Das Mikroklima wird trockener, dies lieben die einen, ist aber nichts für die anderen Arten. Die Larven wiederum brauchen unkrautreiche Bestände, dort ist es feucht und die Bedingungen für die Eiablage passen.
Wie sich Insektizide auf Laufkäfer auswirken ist nicht vollständig geklärt. Bei Einsatz von Pestiziden konnten Holland et al. (1994) lediglich eine kurzzeitige Abnahme der Käfer feststellen, die Felder werden offenbar bald wieder besiedelt.
Wie sich Insektizide auf Laufkäfer auswirken ist nicht vollständig geklärt. Bei Einsatz von Pestiziden konnten Holland et al. (1994) lediglich eine kurzzeitige Abnahme der Käfer feststellen, die Felder werden offenbar bald wieder besiedelt.
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Auch jetzt in der Geste findet man sie, die Webspinnen (Araneae) . Sie lauern in ihren Netzen und greifen sich was hängen bleibt. Nach Lust und Laune wird auch gejagt. 90 % ihrer Nahrung sind Insekten, aber eben alle. Nützlinge, Schädlinge und Indifferente – für sie sind sie alle "nützlich" weil essbar. Auf unseren Äckern dominieren vor allem jene wenigen Arten, die sich nach Störungen (z.B. Ernte, Pflug, Pflanzenschutz) schnell wieder erholen können. Dazu zählen Baldachin- und Zwergspinnen, Haubennetzspinnen, Dickkieferspinnen, Wolfsspinnen, Glattbauchspinnen und Krabbenspinnen.
Sie können Massenvermehrungen von Schädlingen verhindern. Manche Arten überwintern im Feld und sind ähnlich den Laufkäfern oder den Schwebfliegen in der Lage drohende Blattlausüberfälle im Keim zu ersticken. Obwohl sie Vieles fressen sind Blattläuse offenbar ihre Lieblingsspeise, denn jede zweite Mahlzeit ist eine Blattlaus (50% der Nahrung).
Dass sie so erfolgreich jagen hängt auch mit ihrer Standorttreue zusammen. Haben sie einmal ein Feld besiedelt bleiben sie dort, auch wenn es gerade nichts zu fressen gibt. Sie verharren, senken ihren Stoffwechsel und können, da sie einen dehnbaren Bauch (Abdomen) haben, wenn sich die Gelegenheit ergibt, schnell viel verschlingen.
Der Einfluss von Insektiziden auf Spinnen scheint unumstritten.
Dass sie so erfolgreich jagen hängt auch mit ihrer Standorttreue zusammen. Haben sie einmal ein Feld besiedelt bleiben sie dort, auch wenn es gerade nichts zu fressen gibt. Sie verharren, senken ihren Stoffwechsel und können, da sie einen dehnbaren Bauch (Abdomen) haben, wenn sich die Gelegenheit ergibt, schnell viel verschlingen.
Der Einfluss von Insektiziden auf Spinnen scheint unumstritten.
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Zu den kleinsten Räubern die am Boden unserer Felder leben, zählen wohl die Kurzflügelkäfer (Tachyporus spp.) (Bildnachweis: Udo Schmidt, "Tachyporus
chrysomelinus“, CC-BY-SA-2.0).
Die für uns wichtigste Art ist der Moos-Schnelläufer (Tachyporus hypnorum). Die Tiere überwintern in Feldrändern wandern im Frühling in die Felder und legen dort ihre Eier ab. Sie lieben Feuchtigkeit und fühlen sich in dichten Beständen wohl.
Käfer und Larven gleichermaßen lassen sich gerne die Larven der Kohlfliegen, Gallmücken und der Rapsglanzkäfer schmecken. Welche Leistung sie im offenen Feld und somit für den Landwirt erbringen ist leider schwer zu messen. Problem: Kurzflügelkäfer fressen eben auch alle, nicht nur die aus unserer Sicht "schädlichen“ Insekten.
- Unscheinbar aber nicht unbrauchbar.
Die für uns wichtigste Art ist der Moos-Schnelläufer (Tachyporus hypnorum). Die Tiere überwintern in Feldrändern wandern im Frühling in die Felder und legen dort ihre Eier ab. Sie lieben Feuchtigkeit und fühlen sich in dichten Beständen wohl.
Käfer und Larven gleichermaßen lassen sich gerne die Larven der Kohlfliegen, Gallmücken und der Rapsglanzkäfer schmecken. Welche Leistung sie im offenen Feld und somit für den Landwirt erbringen ist leider schwer zu messen. Problem: Kurzflügelkäfer fressen eben auch alle, nicht nur die aus unserer Sicht "schädlichen“ Insekten.
Sie sehen, "Generalist“ hört sich zwar gut an, weil er so quasi "alles kann“. Bei der Schädlingsbekämpfung im offenen Feld aber haben Spezialisten mehr Schlagkraft.
- In einem Punkt aber sind die Generalisten auf jeden Fall überlegen: Sie können sich auch im Bestand halten, wenn kein Futter da ist.
Fazit
- Laufkäfer, Webspinnen und Kurzflügler sind Generalisten – fressen "Gut“ und "Böse“
- Generalisten überleben auch im Bestand, wenn die Schädlinge noch nicht da sind, da sie auf alternative Nahrung ausweichen können
- Webspinnen können wie Laufkäfer und Schwebfliegen drohende Blattlausüberfälle im Keim ersticken
- Webspinnen fressen alles. 50% ihrer Nahrung sind aber Blattläuse
- Laufkäfer reagieren auf chemische Pflanzenschutzmaßnahmen mit kurzem Rückgang der Population, wandern aber offenbar schnell wieder in den Bestand ein