Ukraine: Die Erntemengen brechen ein

Während auf internationaler Ebene seit Wochen Gespräche laufen, um Russland dazu zu bewegen, die Schifffahrtswege von den blockierten Schwarzmeerhäfen aus für Agrarexporte der Ukraine auf den Weltmarkt wieder zu öffnen, erweisen sich alternative Exportwege über Land, durch Nachbarstaaten zu Ostseehäfen oder über Donauhäfen als noch zu wenig leistungsfähig. Russische Bombardements und Raketenangriffe nahmen zuletzt verstärkt die Eisenbahninfrastruktur der Ukraine ins Visier - denn über die Schiene laufen nicht nur die Agrarexporte des unliebsamen Mitbewerbers, sondern auch Waffenlieferungen an das Opfer der russischen Aggression.
Ernte- und Exportprognosen für 2022/23 zeichnen ein dramatisches Bild: Der ukrainische Getreideverband (UGA) schätzt, dass die Weizenernte 2022 des wichtigen Weltmarktlieferanten gegenüber den 32,2 Mio. t auf 19,2 Mio. t einbrechen werde. In einer ähnlichen Größenordnung von rund 40% soll die Maisproduktion auf 26,1 Mio. t abfallen. Die Ernte von Sonnenblumen könnte von 16 Mio. t im Vorjahr auf 9 Mio. t sinken, die von Raps von 2,9 Mio. t auf 1,5 Mio. t. Ein gravierendes Problem erwartet UGA auch beim Lagerraum - sowohl aufgrund von Zerstörungen durch die Kriegshandlungen als auch wegen der durch die unterbrochenen Exporte zu erwartenden Überlager von 25 Mio. t Getreide und Ölsaaten, mit denen das Land ins kommende Wirtschaftsjahr 2022/23 zu gehen droht. Bei einer Gesamternte von 66,5 Mio. t sieht UGA 2022/23 im besten Fall eine Exportmöglichkeit von 30 Mio. t. Dies setze jedoch eine Verdoppelung der aktuellen Transportkapazitäten voraus. Sollte man dies nicht zustande bringen und bleiben die Häfen der Ukraine geschlossen, könne man kaum mehr als 18 Mio. t Agrargüter außer Landes bringen.
2022 wird Rekordjahr für Soja aus Europa
Eine Ausnahme dürfte Soja sein. Die aktuellen Zahlen des ukrainischen Landwirtschaftsministeriums zeigen eine deutliche Verlagerung der Anbauflächen in Richtung Soja. Die Pflanze benötigt weniger oder gar keinen Dünger und verursacht durch die frühere Ernte deutlich geringere Energiekosten für die Trocknung der Ernte als beispielsweise Mais.
Der Trend zum Soja dürfte laut Donau-Soja-Präsident Matthias Krön europaweit gelten: 2022 wächst die gesamte Sojafläche auf 4,5 Mio. Hektar an, plus 4,3% gegenüber 2021. Größere Zuwächse werden in Deutschland, Österreich, Italien, Polen, der Slowakei, Tschechien und Kroatien erwartet. Belegt wird die positive Prognose durch Rückmeldungen von Saatgutherstellern über einen erhöhten Absatz von Sojasaatgut in diesen Ländern. Neben dem verringerten Bedarf an Dünger spielen hohe Rohstoffpreise, die Nachfrage nach einheimischem Non-GM-Soja oder die Fähigkeit von Soja, mit den zunehmend heißen, trockenen Bedingungen umzugehen, eine Rolle. Insgesamt dürfte die Sojaproduktion in Europa heuer um 4,7% auf 10 Mio. t steigen.
Der Trend zum Soja dürfte laut Donau-Soja-Präsident Matthias Krön europaweit gelten: 2022 wächst die gesamte Sojafläche auf 4,5 Mio. Hektar an, plus 4,3% gegenüber 2021. Größere Zuwächse werden in Deutschland, Österreich, Italien, Polen, der Slowakei, Tschechien und Kroatien erwartet. Belegt wird die positive Prognose durch Rückmeldungen von Saatgutherstellern über einen erhöhten Absatz von Sojasaatgut in diesen Ländern. Neben dem verringerten Bedarf an Dünger spielen hohe Rohstoffpreise, die Nachfrage nach einheimischem Non-GM-Soja oder die Fähigkeit von Soja, mit den zunehmend heißen, trockenen Bedingungen umzugehen, eine Rolle. Insgesamt dürfte die Sojaproduktion in Europa heuer um 4,7% auf 10 Mio. t steigen.
Raps: Rückläufige Produktion
Die Produktion von Raps ist in Österreich hingegen weiter rückläufig: Zu Beginn der noch laufenden GAP-Periode im Jahr 2014 betrug die Anbaufläche rund 53.000 ha, heuer liegt sie laut den Zahlen der Mehrfachanträge 2022 bei nur noch rund 28.000 ha. Die Gründe dafür sind die stagnierenden Erträge aufgrund klimatischer Herausforderungen wie Hitze oder Trockenheit und der verstärkte Schädlingsbefall bei gleichzeitig immer weniger zur Verfügung stehenden Bekämpfungsmöglichkeiten. Die massiven Lieferausfälle aus der Ukraine können damit noch weniger ausgeglichen werden.