"Tag des Apfels": Trotz guter Ernte herausfordernde Lage für heimische Obstbauern
Trotz einer guten Ernte kämpfen die österreichischen Apfelbäuerinnen und -bauern aktuell mit massiven Herausforderungen. Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ), Josef Moosbrugger, und der Obmann des Österreichischen Branchenverbands für Obst und Gemüse (ÖBOG), Manfred Kohlfürst, nützen den "Tag des Apfels 2025" am 14. November daher, um auf die Leistungen, aber auch Schwierigkeiten der Branche hinzuweisen.
Bessere Menge, ausgezeichnete Qualität, intensives Aroma
Nach der sehr schlechten Ernte 2024 dürfen sich Österreichs Apfelbäuerinnen und -bauern heuer über deutlich bessere Mengen freuen. Insgesamt wird die bundesweite Erntemenge derzeit auf rund 177.500 Tonnen geschätzt. Auf europäischer Ebene wird mit einer Apfelernte 2025 von 10,5 Mio. Tonnen gerechnet, was ca. jener des Vorjahres entspricht. "Die Mehrheit der heimischen Betriebe ist heuer von Extremwetterereignissen und entsprechenden Schäden verschont geblieben. Positiv haben sich auch die Investitionen in Hagel- und Frostschutzmaßnahmen ausgewirkt. Die Qualitäten sind heuer ausgezeichnet: Dank der vielen Sonnenstunden überzeugen die Äpfel durch ein intensives, fruchtiges Aroma, eine kräftige Farbe und gute Haltbarkeit", berichtet Moosbrugger.
Österreichs Bio-Apfelbauern blicken auf starkes Jahr 2025
"Auch Österreichs Biobäuerinnen und Biobauern, die rund 25% der Apfelanlagen bewirtschaften, sprechen heuer von einer erfreulichen Ernte. Gutes Blütewetter im April und ein günstiger Sommer haben für eine hervorragende Qualität gesorgt, auch wenn Schadinsekten wie Apfelwickler und Sägewespe in einigen Betrieben Ertragseinbußen verursacht haben. Erfreulich ist zudem, dass die Konsumentinnen und Konsumenten trotz Teuerungsdiskussion weiterhin gerne zu Bio-Äpfeln greifen", so der LKÖ-Präsident. Rund die Hälfte der heimischen Bioapfelernte wird wieder im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel platziert, womit der Marktanteil von über 10% gesichert bleibt.
Trotz guter Ernte - angespannte Lage des Sektors bleibt
"Obwohl die Apfelernte heuer deutlich höher ausfällt als in den Jahren davor, bleibt die Lage im Sektor angespannt. In den vergangenen zehn Jahren konnten aufgrund des Klimawandels lediglich drei Normalernten eingebracht werden. Hinzu kommen stark gestiegene Betriebskosten, höhere Lohnkosten, neue eingeschleppte Schädlinge sowie eingeschränkte Möglichkeiten zum Schutz der Pflanzen", gibt Moosbrugger zu bedenken und untermauert seine Aussagen mit der Strukturentwicklung: So gingen in nur sechs Jahren zwischen 2017 und 2023 im österreichischen Obstbau 14% der Obstfläche und 19% der Betriebe verloren - darunter auch über 1.000 ha Apfelfläche.
Jedes Jahr Zitterpartie - wegen fehlender Schutzmöglichkeiten
"Es gibt Betriebe, die sich weiterentwickeln und in Maßnahmen zur Klimawandel-Anpassung investieren - unterstützt durch die Gemeinsame EU-Agrarpolitik in Kombination mit Bund und Ländern. Aktuell haben jedoch weiterhin nur 10% der Apfelbetriebe die Möglichkeit der Frostberegnung. Die Investition, die je nach Anlage und Bedingungen etwa 35.000,- EUR beträgt und bei einem Folien-Speicherbecken noch deutlich höher liegt, ist für viele Betriebe nach Jahren ohne nennenswerten Gewinn nicht stemmbar", gibt auch Kohlfürst, selbst Apfelbauer, zu bedenken. "Laut internen Umfragen hat nur ein Viertel der Betriebe, bei denen die Betriebsleiterin bzw. der Betriebsleiter in den nächsten 15 Jahren in Pension geht, eine gesicherte Nachfolge. Das sollte ganz Österreich wachrütteln", so der ÖBOG-Obmann, der sich gemeinsam mit Moosbrugger für Investitionsbeihilfen stark macht.
Um die Situation der Apfelbäuerinnen und -bauern zu verbessern, setzen sich LKÖ und ÖBOG für mehr Möglichkeiten zum Schutz der Ernten ein, nachdem die Zahl der verfügbaren Wirkstoffe in der EU seit den 1990er-Jahren auf ein Drittel gesunken ist. Pflanzenschutzmittel, die in angrenzenden EU-Ländern zugelassen sind, sollten jedenfalls auch in Österreich verwendet werden dürfen, so die Forderung. Dringende Verbesserungen sind nötig, um mehr Wettbewerbsfairness innerhalb der EU zu schaffen und die Obstproduktion in Österreich und Europa zu sichern. Schließlich wandern durch den Klimawandel laufend neue Schädlinge (Neobiota) ein. "Unter den aktuellen Rahmenbedingungen steht der Obstbau in Österreich vor großen Herausforderungen. Die Landwirtinnen und Landwirte zittern jedes Jahr, ob sie ihre Produkte ernten und verkaufen können oder hohe Ausfälle verkraften müssen. Wir brauchen dringend Verbesserungen", fordert Kohlfürst.
Um die Situation der Apfelbäuerinnen und -bauern zu verbessern, setzen sich LKÖ und ÖBOG für mehr Möglichkeiten zum Schutz der Ernten ein, nachdem die Zahl der verfügbaren Wirkstoffe in der EU seit den 1990er-Jahren auf ein Drittel gesunken ist. Pflanzenschutzmittel, die in angrenzenden EU-Ländern zugelassen sind, sollten jedenfalls auch in Österreich verwendet werden dürfen, so die Forderung. Dringende Verbesserungen sind nötig, um mehr Wettbewerbsfairness innerhalb der EU zu schaffen und die Obstproduktion in Österreich und Europa zu sichern. Schließlich wandern durch den Klimawandel laufend neue Schädlinge (Neobiota) ein. "Unter den aktuellen Rahmenbedingungen steht der Obstbau in Österreich vor großen Herausforderungen. Die Landwirtinnen und Landwirte zittern jedes Jahr, ob sie ihre Produkte ernten und verkaufen können oder hohe Ausfälle verkraften müssen. Wir brauchen dringend Verbesserungen", fordert Kohlfürst.
Lohnnebenkostensenkung und Herkunftskennzeichnung
Da im Obst- und Gemüsebau Handarbeit weiterhin unverzichtbar ist, setzt sich der ÖBOG auch - gleichermaßen im Sinne von Betrieben, Beschäftigen und Versorgungssicherheit - für Verbesserungen im Lohnnebenkostenbereich ein. Da die Verarbeitung in Österreich vor allem für kleinere Betriebe (unter 15 ha) eine zentrale Rolle spielt und einen entscheidenden Beitrag zum Einkommen leistet, fordert der ÖBOG außerdem eine Ausweitung der derzeit für frisches Obst bestehenden Herkunftskennzeichnung auf Verarbeitungsprodukte. "Vor allem bei Monoprodukten wie Apfelsaft oder Erdbeermarmelade sollte mehr Transparenz für die Erzeugung keine große Herausforderung darstellen", so Kohlfürst, der sich auch punkto Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung für eine bessere Herkunftsauslobung ausspricht.
ÖBOG-Forderung zu Lohnnebenkosten - siehe auch: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250910_OTS0054/obst-und-gemuesebauern-bangen-um-zukunft-von-oesterreichs-eigenversorgung
ÖBOG-Forderung zu Lohnnebenkosten - siehe auch: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20250910_OTS0054/obst-und-gemuesebauern-bangen-um-zukunft-von-oesterreichs-eigenversorgung