11.02.2021 |
von Franz Wolkerstorfer
Klauenpflege - Vorbeugen ist besser als heilen
Wege zur gesunden Klaue
Die Haltung der Rinder in modernen Laufställen bietet ihnen sehr viel Luft, Licht und Raum. Zuchtfortschritt, Fütterungsoptimierungen und Haltungsverbesserungen führen zu einer ständigen Leistungsverbesserung. Dementsprechend sind auch die Herausforderungen an die Milchviehhalter in punkto Herdenbetreuung gestiegen. Dabei spielt die Klauengesundheit eine bedeutende Rolle. Nur klauenfitte Kühe gehen oft und gerne zu allen Funktionsbereichen eines Laufstalles. Hier einige Hinweise für Rinderhalter, die zur Aufrechterhaltung der Klauengesundheit ihrer Tiere beitragen wollen.
Funktionelle Klauenpflege (FKP) - 5 Schritte zur gesunden Klaue
Die in Holland nach umfangreichen Klauenuntersuchungen entwickelte FKP ist mittlerweile weltweit Standard. Ein wesentlicher Vorteil der FKP ist ihre Einfachheit und Logik. Trotzdem braucht diese Methode sehr viel Übung und es ist mehr die Kunst das richtige Horn (hintere Innenklaue) stehen zu lassen, als Horn zu entfernen.
Flasche Klauenpflege bedeutet:
Jedem, der selbst Klauenpflege durchführen möchte, wird empfohlen eine praktische Ausbildung zu machen. Das LFI der jeweiligen Landwirtschaftskammer bietet dazu geeignete Kurse an.
Flasche Klauenpflege bedeutet:
- Gestörtes Wohlbefinden
- Verringerte Leistung
- Vermehrte Lahmheit und
- Nicht selten den Abgang des Tieres
Jedem, der selbst Klauenpflege durchführen möchte, wird empfohlen eine praktische Ausbildung zu machen. Das LFI der jeweiligen Landwirtschaftskammer bietet dazu geeignete Kurse an.
Schritt 1 - Länge feststellen
Arbeitsbeginn ist an der kleineren Klaue, da diese noch am ehesten ihre natürliche Form und Größe hat und so später als Vorlage für die Bearbeitung der größeren Klauen dient. Eine gesunde Klaue an einer normalen Kuh hat, gemessen an der Vorderwandkante, eine korrekte Länge von 7,5 cm bei einer Sohlendicke von mindestens 5 mm. Bei anatomisch veränderten Klauen (Rollklauen, Reheklauen) bleibt die Länge gleich. Es ist aber auf eine ausreichende Sohlendicke zu achten. Im Laufstall is ein sehr hoher Prozentsatz der Innenklaue im Hinblick auf Länge, Dicke und Höhe korrekt und darf nicht oder nur mehr geringfügig bearbeitet werden.
Schritt 2 - Gleiche Höhe (wenn möglich)
Hier soll eine gleichmäßige Gewichtsverteilung auf beide Klauenhälften erreicht werden. Damit soll bei ausreichender Sohlendicke eine dauernde Überlastung, besonders der hinteren Außenklaue verhindert werden. Dachartiges Beschneiden der Sohlenfläche, führt zu Spreizenklauen, sowie zu verstärkten Wanddefekten. Weit verbreitet ist auch die Meinung nach der Klauenpflege muss die gesamte Sohlenfläche "weiß" sein. Damit zerstören die Landwirte und Klauenpfleger eine der wichtigsten Vorraussetzungen in der Laufstallhaltung, nämlich eine gute Trachtenhöhe (4cm). Der Ballenbereich wird dabei viel zu niedrig beschnitten.
Schritt 3 - Hohlkehlung
Nun wird der Zwischenklauenspalt freigeschnitten und das Horn unterhalb des Beugeknochens ausgedünnt. Dadurch wird eine Überbelastung der ganzen Klauensohle (Plattfüße) verhindert und die Gewichtsaufnahme geht mehr in Richtung Tragrand und Ballen.
Schritt 4 - Farbveränderungen und Defekte
Der Routineschnitt gesunder Klauen unterscheidet sich grundsätzlich von einer Lahmheitsbehandlung. Strebt man bei gesunden Klauen eine möglichst gleichmäßige Lastverteilung an, so versucht man bei Lahmheiten eine Entlastung der erkrankten Klaue zu erreichen. Dies geschieht entweder durch Höhenreduzierung an der kranken Klaue oder das Aufkleben einer Erhöhung an der gesunden Klaue.
Schritt 5 - Lose Hornteile
Als Abschlussarbeit wird mit dem Messer loses Horn in der hinteren Klauenhälfte glatt weggeschnitten. Vor allem Taschen im Ballenhorn müssen vollständig entfernt werden.
Kontrolle der Haut
Die abschließende Kontrolle des Zwischenklauenraums rundet die Klauenpflege ab und ist in manchen Beständen auch höchst notwendig. Hier sind neben Zwischenklauenwulsten vor allen auch bakteriell bedingte Hauterkrankungen zu finden. Darunter immer häufiger auch Dermatitis Digitalis, besser bekannt als Mortellaro oder Erbeerkrankheit. Klauenhygiene und die Senkung des Infektionsdruckes im Stall sowie die gezielte Einzeltierbehandlung sind die Mittel der Wahl.
Fazit
Grundsätzlich sind Lahmheiten, egal welche Ursache, beherrschbar. Nur ein rechtzeitiger Klauenschnitt erhält die optimale Leistungsfähigkeit der Tiere und trägt damit zur besseren Wirtschaftlichkeit in der Milchviehhaltung bei. Es ist Detektivarbeit mit scharfem Klauenmesser, die sich lohnt, denn: 10.000 kg x Milchpreis haben oder nicht haben ist ein spürbarer Unterschied.