Klauenpflege - eine erfolgreiche Strategie gegen Lahmheit
Herausforderung Klauengesundheit
Die Haltung der Rinder in modernen Laufställen bietet ihnen sehr viel Luft, Licht und Raum. Zuchtfortschritt, Fütterungsoptimierungen und Haltungsverbesserungen führen zu einer Leistungsverbesserung. Dementsprechend sind auch die Herausforderungen an die Milchviehhalter punkto Herdenbetreuung gestiegen. Dabei spielt die Klauengesundheit eine immense Rolle. Nur klauenfitte Kühe gehen oft und gerne zu allen Funktionsbereichen eines Laufstalls. Hier einige Hinweise für Rinderhalter, die zur Aufrechterhaltung der Klauengesundheit ihrer Tiere beitragen wollen.
Funktionelle Klauenpflege (FKP) - 5 Schritte zur gesunden Klaue
Die in Holland nach umfangreichen Klauenuntersuchungen entwickelte FKP ist mittlerweile weltweit Standard. Ein wesentlicher Vorteil der FKP ist ihre Einfachheit und Logik. Trotzdem braucht diese Methode sehr viel Übung und es ist mehr die Kunst, das richtige Horn (hintere Innenklaue) stehen zu lassen, als Horn zu entfernen!
Falsche Klauenpflege bedeutet:
Jedem, der selbst Klauenpflege durchführen möchte, wird empfohlen eine praktische Ausbildung zu machen. Das LFI der Landwirtschaftskammer bietet dazu entsprechende Kurse an.
Falsche Klauenpflege bedeutet:
- Gestörtes Wohlbefinden
- Verringerte Leistung
- Vermehrt Lahmheiten und
- Nicht selten den Abgang des Tieres
Jedem, der selbst Klauenpflege durchführen möchte, wird empfohlen eine praktische Ausbildung zu machen. Das LFI der Landwirtschaftskammer bietet dazu entsprechende Kurse an.
Schritt 1 - Länge feststellen
Arbeitsbeginn ist an der kleineren Klaue, da diese noch am ehesten ihre natürliche Form und Größe hat und so später als Vorlage für die Bearbeitung der größeren Klaue dient. Eine gesunde Klaue an einer Kuh hat, gemessen an der Vorderwandkante, eine korrekte Länge von 7,5 cm, bei einer Sohlendicke von mindestens 5 mm. Bei anatomisch veränderten Klauen (Rollklauen, Reheklauen) bleibt die Länge gleich. Es ist auf eine ausreichende Sohlendicke zu achten. Im Laufstall ist ein sehr hoher Prozentsatz der Innenklaue im Hinblick auf Länge, Dicke und Höhe korrekt und darf nicht oder nur mehr geringfügig bearbeitet werden!
Schritt 2 - Gleiche Höhe (wenn möglich)
Es soll eine gleichmäßige Gewichtsverteilung auf beide Klauenhälften erreicht werden. Damit soll bei ausreichender Sohlendicke eine dauernde Überbelastung, besonders der hinteren Außenklaue verhindert werden. Dachartiges Beschneiden der Sohlenfläche, führt zu Spreizklauen, sowie zu verstärkten Wanddefekten. Weit verbreitet ist auch die Irrmeinung, dass nach der Klauenpflege die gesamte Sohlenfläche "weiß" sein muss. Damit zerstören die Landwirte und Klauenpfleger eine der wichtigsten Voraussetzungen in der Laufstallhaltung, nämlich eine gute Trachtenhöhe (4 cm). Der Ballenbereich wird dabei viel zu niedrig beschnitten.
Schritt 3 - Hohlkehlung
Nun wird der Zwischenklauenspalt freigeschnitten und das Horn unterhalb des Beugeknochens ausgedünnt. Dadurch wird eine Überbelastung der ganzen Klauensohle (Plattfüße) verhindert und die Gewichtsaufnahme geht stärker in Richtung Tragrand und Ballen.
Schritt 4 - Farbveränderungen und Defekte
Der Routineschnitt gesunder Klauen unterscheidet sich grundsätzlich von der Lahmheitsbehandlung. Strebt man bei gesunden Klauen eine möglichst gleichmäßige Lastverteilung an, so versucht man im Gegensatz dazu bei Lahmheiten eine Entlastung der erkrankten Klaue zu erreichen. Dies geschieht entweder durch Höhenreduzierung an der kranken Klaue oder das Aufkleben einer Erhöhung an der gesunden Klaue.
Schritt 5 - Lose Hornteile
Als Abschlussarbeit wird mit dem Messer loses Horn in der hinteren Klauenhälfte glatt weggeschnitten. Vor allem Taschen im Ballenhorn müssen vollständig entfernt werden.
Kontrolle der Haut
Die abschließende Kontrolle des Zwischenklauenraums rundet die Klauenpflege ab und ist in manchen Beständen auch höchst notwendig. Hier sind neben Zwischenklauenwulsten vor allem auch bakteriell bedingte Hauterkrankungen zu finden. Darunter immer häufiger auch Dermatitis Digitalis, besser bekannt als Mortellaro oder Erdbeerkrankheit. Klauenhygiene und die Senkung des Infektionsdruckes im Stall sowie die gezielte Einzeltierbehandlung sind die Mittel der Wahl.
Fazit - Vorbeugen ist besser als heilen
Grundsätzlich sind Lahmheiten, unabhängig der Ursache, beherrschbar. Nur ein rechtzeitiger Klauenschnitt erhält die optimale Leistungsfähigkeit der Tiere und trägt damit zur besseren Wirtschaftlichkeit in der Milchviehhaltung bei.
Es ist Detektivarbeit mit scharfem Klauenmesser, die sich lohnt, denn: 10.000 kg x Milchpreis zu haben oder nicht zu haben, ist ein spürbarerer Unterschied.
Es ist Detektivarbeit mit scharfem Klauenmesser, die sich lohnt, denn: 10.000 kg x Milchpreis zu haben oder nicht zu haben, ist ein spürbarerer Unterschied.