30.11.2017 |
von DI Gerald Biederman
Kalbinnenaufzucht wirtschaftlich unter der Lupe
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In vielen Milchviehbetrieben werden Kalbinnen dann versorgt, wenn die Milchkühe gemolken und die Kälber gefüttert sind. Neben den Futterresten der Kühe bekommen die Kalbinnen jene Futterpartien, deren Qualität für die Milchkühe nicht ausreicht. Die Kalbinnen stehen oft in adaptierten Altbauten.
Aus Kostensicht ist das nachvollziehbar. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich das gewünschte Aufzuchtergebnis nicht einstellt und die aufgezogene Kalbin unerwartet teuer ist, wenn man die Gesamtkosten berücksichtigt.
Aus Kostensicht ist das nachvollziehbar. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich das gewünschte Aufzuchtergebnis nicht einstellt und die aufgezogene Kalbin unerwartet teuer ist, wenn man die Gesamtkosten berücksichtigt.
Kurz gefasst
Die Aufzucht einer Kalbin kostet rund 1.800 Euro, wenn man alle Kosten berücksichtigt. Deshalb muss man diesen Betriebszweig ausreichend beachten.
Auch bestehendes Potenzial beim Erstkalbealter ist zu nutzen. Alternativ kann man die Dienstleistung der Kalbinnenaufzucht zukaufen und sich so auf die Milchproduktion konzentrieren.
Auch bestehendes Potenzial beim Erstkalbealter ist zu nutzen. Alternativ kann man die Dienstleistung der Kalbinnenaufzucht zukaufen und sich so auf die Milchproduktion konzentrieren.
Vollkosten einer Aufzuchtkalbin
Fragt man Milchviehhalter nach den Kosten der Aufzucht, nennen sie vor allem die Futterkosten. Diese machen den Großteil der variablen Kosten aus. Ansonsten stechen Tierarzt- und Besamungskosten ins Auge. Je nach Stallsystem ist auch die Einstreu ein relevanter Kostenblock. Oberflächlich gerechnet kommt man zum Ergebnis, dass die Aufzucht einer Kalbin mit rund 800 Euro abgedeckt werden kann. Fairerweise muss man aber auch die in die Aufzucht investierten Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital bewerten.
Grundfutterkonservierung und Stallhaltung sind anlagenintensive Betriebszweige. Daher fallen in diesen Bereichen hohe Fixkosten an, die leicht übersehen werden. Hier muss man bedenken, dass jede Aufzuchtkalbin zwei Stallplätze und etwa eine Jahresernte von einem Hektar Grünland benötigt, weil das Tier bei der Erstabkalbung über zwei Jahre alt ist. Beispielhaft werden daher einer fertigen Kalbin Abschreibungen von 150 Euro für Gebäude und 330 Euro für Maschinen der Innen- und Außenwirtschaft angelastet.
Auch die Kapitalkosten darf man nicht unterschätzen. Sie machen bei 3% Zinsansatz zirka 150 Euro pro fertigem Tier aus. Die Arbeitszeit für die Kalbinnenaufzucht wird in der Regel zu niedrig angesetzt. Sie umfasst neben der täglichen Tierbetreuung auch Zeiten für Einstreuen und Entmisten und die Grundfutterkonservierung. Sie erstreckt sich zwischen 20 und 70 Arbeitskraftstunden pro fertiger Kalbin. Bei kleineren Betrieben können auch mehr Stunden anfallen. Dafür werden 300 Euro angesetzt. Die Gesamtkosten betragen demnach zirka 2.200 Euro inklusive Kalb und 1.800 Euro ohne Kälberkosten. Die Kosten für die Futtermilch stecken in den Kälberkosten. Häufig wird versucht, bei den variablen Kosten zu sparen, meist bei Mineralfuttermitteln oder beim Grundfutter.
Die hohen Gesamtkosten zeigen deutlich, dass im Bereich der Fütterung das Einsparpotenzial vergleichsweise gering ist. Kostspieliger ist die Gefahr von Fruchtbarkeitsproblemen bis hin zum Verlust des Zuchttiers.
Grundfutterkonservierung und Stallhaltung sind anlagenintensive Betriebszweige. Daher fallen in diesen Bereichen hohe Fixkosten an, die leicht übersehen werden. Hier muss man bedenken, dass jede Aufzuchtkalbin zwei Stallplätze und etwa eine Jahresernte von einem Hektar Grünland benötigt, weil das Tier bei der Erstabkalbung über zwei Jahre alt ist. Beispielhaft werden daher einer fertigen Kalbin Abschreibungen von 150 Euro für Gebäude und 330 Euro für Maschinen der Innen- und Außenwirtschaft angelastet.
Auch die Kapitalkosten darf man nicht unterschätzen. Sie machen bei 3% Zinsansatz zirka 150 Euro pro fertigem Tier aus. Die Arbeitszeit für die Kalbinnenaufzucht wird in der Regel zu niedrig angesetzt. Sie umfasst neben der täglichen Tierbetreuung auch Zeiten für Einstreuen und Entmisten und die Grundfutterkonservierung. Sie erstreckt sich zwischen 20 und 70 Arbeitskraftstunden pro fertiger Kalbin. Bei kleineren Betrieben können auch mehr Stunden anfallen. Dafür werden 300 Euro angesetzt. Die Gesamtkosten betragen demnach zirka 2.200 Euro inklusive Kalb und 1.800 Euro ohne Kälberkosten. Die Kosten für die Futtermilch stecken in den Kälberkosten. Häufig wird versucht, bei den variablen Kosten zu sparen, meist bei Mineralfuttermitteln oder beim Grundfutter.
Die hohen Gesamtkosten zeigen deutlich, dass im Bereich der Fütterung das Einsparpotenzial vergleichsweise gering ist. Kostspieliger ist die Gefahr von Fruchtbarkeitsproblemen bis hin zum Verlust des Zuchttiers.
Erstkalbealter entscheidend
Das Erstkalbealter ist eine wichtige Kennzahl, um den Erfolg der eigenen Kalbinnenaufzucht zu kontrollieren. Fehler in der Fütterung wirken sich durch ein höheres Erstkalbealter oder einen größeren Anteil unfruchtbarer Tiere auf die Wirtschaftlichkeit der Aufzucht aus. Bei intensiver Aufzucht und Stallhaltung sind 25 bis 26 Monate bei Fleckvieh und 24 bis 25 Monate bei Holstein als Erstkalbealter anzustreben. Höhere Erstkalbealter bedeuten einen höheren Verbrauch an Grundfutter, Stallplatz, Arbeitszeit und Kapital bei gleichem Output.
Vom Kalb zur Kuh
2017 widmete sich der Arbeitskreis Milchproduktion in Schwerpunktseminaren der optimalen Kälber- und Jungviehaufzucht. Im Oktober startete Marco Horn mit „Gesunde Kälber machen Freude“ die dreiteilige Serie "Vom Kalb zur Kuh". Im zweiten Teil informierte Gerald Stögmüller über die Jungkalbinnenaufzucht. Im dritten und letzten Teil beleuchtet nun Gerald Biedermann die Kosten der Kalbinnenaufzucht.
Grundfutterkosten beachten
Eine zweijährige Kalbin benötigt zirka 10kg Trockensubstanz pro Tag oder in Summe zumindest einen Silorundballen Grundfutter pro Monat. Das bedeutet Grundfutterkosten von rund 35 Euro. Auch Einstreu- und Entmistungskosten sind bei ausgewachsenen Tieren ein wichtiger Faktor. Zwischen 5 und 15 Euro sind je nach System und Monat anzusetzen. Die Stallplatzkosten kann man ebenfalls mit 5 bis 15 Euro bewerten. Die Arbeitszeit ist sehr betriebsindividuell. Zwei Stunden pro Monat und Tier würden bei 10 Euro Stundensatz rund 20 Euro an Mehraufwand bedeuten – Zeit, die man beim Milchvieh in der Regel wirtschaftlicher einsetzen kann.
Diese Zahlen zeigen, dass sich ein um ein Monat höheres Erstkalbealter bei Stallhaltung mit 75 Euro pro Monat und Tier niederschlägt.
Diese Zahlen zeigen, dass sich ein um ein Monat höheres Erstkalbealter bei Stallhaltung mit 75 Euro pro Monat und Tier niederschlägt.
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Fütterung und Brunstbeobachtung sind der Schlüssel
Ein Betrieb mit 30 Kühen und zehn fertigen Kalbinnen pro Jahr kann 750 Euro einsparen, wenn das Erstabkalbealter um einen Monat sinkt. Die eingesparten Produktionsfaktoren kann er in der Milchviehhaltung einsetzen. Das zeigt, wie notwendig die angepasste Fütterung und die aufmerksame Brunstbeobachtung sind.
Bei der eigenen Aufzucht gilt, dass man leichter Geld verlieren als gewinnen kann. Betrachtet man die attraktiven Preise bei der Vermarktung von Fleckvieh-Zuchtkalbinnen der letzten Monate, so hat dies nicht gegolten. Natürlich sind dem Erstkalbealter Grenzen gesetzt, auch eine Überversorgung der Tiere ist unwirtschaftlich. Bei Weide- und Almhaltung fallen geringere Kosten an. Höhere Erstkalbalter schmerzen dadurch weniger.
Bei der eigenen Aufzucht gilt, dass man leichter Geld verlieren als gewinnen kann. Betrachtet man die attraktiven Preise bei der Vermarktung von Fleckvieh-Zuchtkalbinnen der letzten Monate, so hat dies nicht gegolten. Natürlich sind dem Erstkalbealter Grenzen gesetzt, auch eine Überversorgung der Tiere ist unwirtschaftlich. Bei Weide- und Almhaltung fallen geringere Kosten an. Höhere Erstkalbalter schmerzen dadurch weniger.
Rückschlüsse für die weitere Entwicklung
Wer seine Zahlen kennt, weiß, dass die Aufzucht Produktionsfaktoren und in der Folge betriebliches Potential bindet. Würde man dieses Futter, diese Stallplätze und diese Arbeitszeit in der Milchviehhaltung einsetzen, ließe sich die Milchproduktion um rund 30 bis 50% steigern. Betriebe mit derzeit 45 Kühen könnten so zum Beispiel ein automatisches Melksystem auslasten.
Abgänge in der ersten Laktation vermeiden
Da die eigenen Kalbinnen mit hohen Kosten belastet sind, haben sie einen hohen Wert. Abgänge in den ersten Laktationen sind finanziell schmerzhaft. Man muss sie nach Möglichkeit vermeiden, auch wenn die Schlachtkuherlöse gestiegen sind. Eine Schlachtkalbin würde bei intensiver Fütterung in einem Qualitätsprogramm mit 18 Monaten das gleiche Geld bringen. Unterm Strich hätte man ein Tier ein Jahr weniger füttern und versorgen müssen.
Zieht ein verlässlicher Partner Kalbinnen mit guter Qualität auf, übernimmt er das Risiko und die Arbeit. Diese Entlastung muss der Milchviehbetrieb auch finanziell abgelten, wenn er an einer dauerhaften Kooperation interessiert ist.
Zieht ein verlässlicher Partner Kalbinnen mit guter Qualität auf, übernimmt er das Risiko und die Arbeit. Diese Entlastung muss der Milchviehbetrieb auch finanziell abgelten, wenn er an einer dauerhaften Kooperation interessiert ist.
Herdenmanager Austria
Der Herdenmanager Austria ist eine Intensivausbildung für Milchviehhalter mit den Modulen
Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt. Anmeldeschluss ist der 1. Februar.
Anmeldung unter noe.lfi.at
- Fütterung/Stoffwechsel
- Eutergesundheit, Jungtieraufzucht, Arbeitsorganisation.
Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt. Anmeldeschluss ist der 1. Februar.
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