Je mehr Löcher, desto weniger Käse

Löcher in Hart- und Schnittkäse
entstehen durch gasförmige
Stoffwechselprodukte von
Bakterien während der Reifung.
In manchen Käsen wie beim
klassischen Emmentaler ist dieser
Effekt durchaus erwünscht;
in vielen anderen Käsesorten
wie etwa typisch österreichischem
Bergkäse, Extrahartkäse
oder Schnittkäse wie Gouda
sind große Löcher jedoch nicht
sortentypisch. Hier werden Lochungen
und Risse als Qualitätsmangel
betrachtet und der
Käse verliert dadurch an Wert.
Zudem gehören nicht nur Gase
zu den Stoffwechselprodukten
von Bakterien, sondern zum
Beispiel auch Säuren, insbesondere
die geschmacklich und geruchlich
sehr unangenehme
Buttersäure. In diesem Fall gilt
also: Je mehr Löcher vorhanden
sind, desto weniger Käse kann
zu gewünschter Qualität und
ursprünglich kalkuliertem Preis
verkauft werden.
Bakterien möglichst früh detektieren
Der gravierendste Verderb in
Hart- und Schnittkäse, die sogenannte
Spätblähung, wird
von Clostridien verursacht.
Die sehr resistenten Endosporen
dieser Bakterien gelangen
bereits beim Melken in
die Rohmilch und überdauern
den Käseproduktionsprozess.
Erst während der Reifung wird
schließlich die unerwünschte
Gas- und Säurebildung bemerkbar.
Um finanzielle Verluste
für Käsereien durch Lochungsfehler
zu vermeiden,
müssen die verursachenden
Bakterien möglichst früh erkannt
werden. Zu diesem
Zweck wurde an der BOKU gemeinsam
mit der österreichischen
Milchwirtschaft eine Detektionsmethode
entwickelt,
um Clostridien bereits in der
Rohmilch spezifisch, schnell
und zuverlässig nachzuweisen
und das Risiko für Käseverderb
zu minimieren. Diese Methode
ist mittlerweile sowohl national
als auch international erfolgreich
in der Routineanalytik
im Einsatz.
Forschungsschwerpunkt Käsequalität
Das Institut für Lebensmittelwissenschaften
erforscht im
Rahmen des Kompetenzzentrums
FFoQSI (Austrian Competence
Centre for Feed and Food
Quality, Safety and Innovation)
unter der Projektleitung von Johanna
Burtscher und Konrad
Domig verschiedenste Facetten
der Käsequalität. Das im Zuge
des Projekts ADDA (Advancement
of Dairying in Austria)
entwickelte Nachweisverfahren
für Clostridien dient hier als Basis
für neue Forschungsfragen.
So werden etwa die Eigenschaften
von Clostridien aus Milch
und Käse genauer untersucht.
Zudem wird die an der BOKU
entwickelte Methode verwendet,
um Eintragswege von Clostridien
in die Rohmilch während
des Melkvorgangs im Detail
zu beleuchten. In diesem
Zusammenhang werden Hygienemaßnahmen
im Stall wie
etwa die Zitzenreinigung und
deren Auswirkung auf die vorhandene
Clostridiensporenzahl
in der Milch analysiert.
In Zukunft sollen auch weitere
Nachweisverfahren für andere
unerwünschte Gas bildende
Bakterien im Käse, insbesondere
Propionsäurebakterien, optimiert
werden. Die aus der Forschung
gewonnenen Erkenntnisse
können Hofberater in ihre
Beratungstätigkeiten einfließen
lassen und dienen Molkereibetrieben
im Qualitätsmanagement.
Somit leistet die BOKU
mit neuen Erkenntnissen zur
mikrobiellen Käsequalität und
der Entwicklung von verbesserten
Methoden einen wichtigen
Beitrag zu einer langfristigen Sicherung
der Rohmilch- und Käsequalität.
Bachelorstudium Lebensmittel- und Biotechnologie
Das richtige Know-how, um die
Ernährungssicherheit auch in
Krisenzeiten zu gewährleisten,
bieten das Bachelorstudium
Lebensmittel- und Biotechnologie
und die Masterstudien Lebensmittelwissenschaften
und
-technologie sowie Safety in the
Food Chain an der BOKU durch
die Verbindung von Naturwissenschaften
und Technik mit
sozial-, wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen
Aspekten.
Näheres zum Studium: https://short.boku.ac.at/lbt
Individuelle Beratung: boku4you@boku.ac.at
Näheres zum Studium: https://short.boku.ac.at/lbt
Individuelle Beratung: boku4you@boku.ac.at