Fairness-Büro: Mehr als 200 Beschwerden

"Jede Woche beschweren
sich im Schnitt vier Lieferanten
wegen unfairer Handelspraktiken.
Damit verzeichnete
die Ombudsstelle im vergangenen
Jahr 200 Anfragen.
Bei 21 Fällen wurden die Wettbewerbsbedingungen
nicht
eingehalten und es besteht somit
eindeutig ein Missbrauch
der Handelsmacht“, erklärte
der Leiter des Fairness-Büros,
Johannes Abentung, bei der
Präsentation des ersten Tätigkeitsberichtes.
Dieses Büro
ist als weisungsfreie Stelle im
Landwirtschaftsministerium
angesiedelt.
Beispiele für unfaire Geschäftspraktiken
betreffen
etwa die "-25-%-Rabattpickerl"‚
"1+1 gratis" oder
"-25%-Wochenendrabatte“.
Die Kosten dieser Aktionen
wurden von Handelsketten
oft auf die Lieferanten und
Produzenten abgewälzt. Diese
tragen zwar die Kosten, haben
aber kein Mitbestimmungs- oder
Widerspruchsrecht, da
andernfalls Konsequenzen
wie Auslistung drohen.
In einem anderen Fall verweigerte
ein Handelskonzern
Preisanpassungen, die aufgrund
der steigenden Energie- und
Betriebskosten vom Lieferanten
angefragt wurden.
Ein drittes Beispiel zeigt,
dass ein Handelskonzern von
einem Produktionsbetrieb
verlangt hat, einen gewissen
Produktionsanteil für seine
Eigenmarke in gleicher Qualität,
aber mit deutlich geringerem
Preis zu liefern. Bei
Verweigerung droht die Auslistung
des Markenproduktes.
Ungleichgewicht wurde bestätigt
"Diese Beschwerden haben
bereits im ersten Arbeitsjahr
das Ungleichgewicht in
der Verhandlungsmacht zwischen
Produzenten und größeren
Käufern bestätigt. Aufgrund
von Aussagen der Beschwerdeführer
und der vor- gelegten Unterlagen wurde der
Verdacht auf Missbrauch der
Verhandlungsmacht erheblich
erhärtet“, so Abentung.
Anonym und vertraulich
Weitere Schritte hängen aufgrund
des Schutzes der Anonymität
von Beschwerdeführern
entweder von deren Zustimmung
oder von weiteren
Meldungen an das Fairness-
Büro ab. Er betont, dass sämtliche
Anliegen im Zusammenhang
mit dem Verkauf von Lebensmitteln
stets anonym und
vertraulich behandelt werden.
Zudem ruft er weitere Betroffene
auf, sich zu melden.
"Das bloße Bewusstsein für die Existenz eines Fairness-Büros hat mit Sicherheit bereits zu einer Verbesserung der Situation für die bäuerlichen Lieferantinnen und Lieferanten geführt. Die besten Fälle sind jene, die gar nicht erst in der Statistik vorkommen, weil sie von vorneherein verhindert werden konnten“, kommentierte LK-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger den ersten Jahresbericht des Fairness-Büros. Die Einrichtung dieser weisungsfreien Stelle war eine langjährige Forderung der Landwirtschaftskammer Österreich.
"Das bloße Bewusstsein für die Existenz eines Fairness-Büros hat mit Sicherheit bereits zu einer Verbesserung der Situation für die bäuerlichen Lieferantinnen und Lieferanten geführt. Die besten Fälle sind jene, die gar nicht erst in der Statistik vorkommen, weil sie von vorneherein verhindert werden konnten“, kommentierte LK-Österreich-Präsident Josef Moosbrugger den ersten Jahresbericht des Fairness-Büros. Die Einrichtung dieser weisungsfreien Stelle war eine langjährige Forderung der Landwirtschaftskammer Österreich.