Die Boku lotet Chancen der Digitalisierung aus
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Was versteht man eigentlich unter dem Begriff "Digitalisierung"?
Digitale Technologien stellen
immer Daten zur Verfügung,
um Prozesse zu automatisieren
und zu optimieren. Die
Landwirtschaft besteht aber,
im Gegensatz zur Industrie,
aus einem lebenden und damit
dynamischen System, das
durch viele Prozesse verbunden
ist, die wiederum durch
unzählige Einflussparameter
bestimmt werden. Also ein
extrem komplexes
System.
An vielen Stellen wird daran
gearbeitet, die Teilprozesse zu
verstehen, mathematisch zu
erfassen und über EDV-Programme
wirklichkeitsgetreu
abzubilden.
Gibt es nicht bereits Technologien, die Digitalisierung umsetzen?
Ja, bereits in den 1990ern wurden
unter dem Namen "Precision
Farming" Technologien entwickelt
und in die Praxis eingeführt.
Ein Beispiel dafür sind
Lenkautomaten im Ackerbau
bzw. Fütterungs- und Melkroboter
in der Tierhaltung.
Was versteht man dann unter dem Begriff "Smart Farming"?
In Maschinen und Geräte werden
immer mehr Sensoren eingebaut,
die Daten liefern. Um
Prozesse zu optimieren oder
zu automatisieren, werden
diese Daten mit externen Daten
wie Wetter, Satelliten, Verkehr,
Energie usw. kombiniert
und "online" bereitgestellt. Der
Ausbau des Internets und des
Mobilfunks sowie die zur Verfügung
stehenden Rechenleistungen
ermöglichen dies. Auch
mathematische Methoden der
"künstlichen Intelligenz" erzeugen
Informationen für die
Prozessführung und werden in
Software integriert. Diese Entwicklungen
werden unter dem
Begriff "Smart Farming" zusammengefasst.
Werden in Zukunft die Entscheidungen von Maschinen getroffen?
"Künstliche Intelligenz" versucht,
Entscheidungsstrukturen
des Menschen nachzubilden
und den Computer zu befähigen
zu lernen. In der Landtechnik
werden sogenannte digitale
Assistenten entwickelt,
die z. B. für die Optimierung
der automatisierten Unkrautbekämpfung
oder der Ernte eingesetzt
werden. Die Technologien
sollen die in der Landwirtschaft
arbeitenden Menschen
unterstützen, Prozesse besser
zu verstehen und effizienter zu
gestalten.
Das klingt sehr komplex. Welche Bereiche werden von Ihrem Institut in diesem Bereich bearbeitet?
Einerseits wird an neuen Sensoriken
und der Bildanalyse
gearbeitet, um Pflanzen und
deren Zustand maschinell zu
erfassen. Andererseits wird an
der Automatisierung von Teilprozessen
im Pflanzenbau und
Anwendungen der Robotik geforscht.
Weiters werden Technologien
und Verfahren mit
Methoden des "Life Cycle Assessments"
analysiert und auf
deren Nachhaltigkeit bewertet.
Mit dem Verbundprojekt "Digitalisierungs-
und Innovationslabor
in den Agrarwissenschaften"
(https://dilaag.boku.ac.at/ueber-das-projekt-2/)
entwickelt eine Partnerschaft
der TU Wien, der Vetmed und
der Boku gemeinsam neue
Anwendungen der "Künstlichen
Intelligenz" in der Landwirtschaft.
Wie wird die Robotik das Arbeitsbild in der Landwirtschaft verändern?
Es gilt zu klären, in welchen
Arbeitsprozessen der Mensch
sinnvoll unterstützt werden
kann. Manche Tätigkeiten, wie
zum Beispiel das Unkrautjäten
im Gemüsebau, kann ein Roboter
zukünftig gänzlich übernehmen.
Wir stehen gerade am Anfang
einer Entwicklung und die
Bandbreite sinnvoller Anwendungen
wird sich erst noch
zeigen. Kenntnisse und Fähigkeiten
im Umgang mit diesen
Technologien werden aber das
Arbeitsbild in der Landwirtschaft
verändern, vielleicht
ähnlich wie Mitte des letzten
Jahrhunderts der Übergang
vom Zugtier zum Traktor.
Es scheint hier eine Menge an Kompetenzen gefragt zu sein. Wie kann ich mich in diesem Bereich bilden, ohne vier Studienabschlüsse zu erlangen?
Die Boku bietet einen berufsbegleitenden
Universitätslehrgang
"Advanced technologies
in smart crop farming"
an (smartcrop.boku.ac.at), der
sich an Fachleute im Bereich
der Landwirtschaft richtet. Zukünftig
soll dieser Kurs Teil eines
internationalen Angebots
werden, das derzeit mit Kollegen
aus Deutschland, Italien
und Schweden entwickelt
wird.
Universität für Bodenkultur
Das junge, interdisziplinäre Team
des Institutes für Landtechnik setzt
seine wissenschaftliche Kompetenz
in Kooperationen mit Industrie, Beratung
und Praxis um. Man ist in
Forschung und Lehre tätig und verfolgt
das Ziel, durch die Einbindung
von "Hightech" in landtechnische
Verfahren Innovationen im Sinne
der Nachhaltigkeit zu entwickeln (www.boku.ac.at).