29.10.2020 |
von Leo Kirchmaier
Bilanz Aquakultur 2020: Unterm Strich die Ziele erreicht?
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Mit einem Selbstversorgungsgrad von 6% und einem Pro-Kopf-Verbrauch von nicht einmal 8 kg liegen die Österreicher im hintersten Drittel der EU Mitgliedstaaten bei Produktionsmengen und dem Konsum von Fisch. Darum hat man sich bereits im Jahr 2014 intensiv mit der Weiterentwicklung der Branche befasst und den Strategieplan Aquakultur 2020 vom zuständigen Ministerium herausgebracht.
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Wachstumsziele Aquakultur 2020
Die ambitionierten Wachstumsziele der Strategie Aquakultur 2020 können zwar nicht ganz erfüllt werden, dennoch gab es eine massive Steigerung. Die jährlichen Produktionszahlen zeigen ein stärkeres Wachstum ab 2016 mit durchschnittlich jährlich +8% und einer Zunahme der Betriebe, +38 Betrieben von 2016-2018. Das stärkste Wachstum verzeichnet der Forellensektor mit fast 1.000 Tonnen Steigerung innerhalb der sieben Jahre. Der Karpfensektor stagniert. Die Wachstumsziele der Strategie "Aquakultur 2020“ werden im Kreislaufanlagensektor erreicht oder gar übertroffen und im Forellensektor wahrscheinlich knapp nicht erreicht werden.
Kräftige Steigerung, aber nicht überall
Der Strategieplan erreicht seine Ziele nur bedingt. Die aktuellste Statistik weist für Österreich im Jahr 2018 eine Speisefischproduktion von 4.085 t aus. Methodisch bedingt, hinkt man bei der Erstellung von Statistiken immer etwas hinten nach. Seit der Herausgabe der Strategie im Jahr 2014 konnte die jährliche Aquakulturproduktion um fast 1.000 t Fisch gesteigert werden. Beim Selbstversorgungsgrad hat man davon kaum etwas festgestellt, da auch der Fischkonsum fast gleichermaßen gestiegen ist. Dennoch wird man das Ziel der Strategie von 5.500 t Fisch pro Jahr in Österreich nicht ganz erreichen. Um die Situation genau beurteilen zu können, müssen aber die einzelnen Produktionssparten Karpfen, Forellen und Afrikanische Welse, also die Kreislaufanlagen, genauer beleuchtet werden.
Stagnation bei Karpfen, es geht ums Erhalten
Die Karpfenteichwirtschaft hat aufgrund der Rahmenbedingungen das geringste Wachstumspotential, hier geht es vielmehr ums Erhalten. Große Teichanlagen neu zu errichten ist nicht nur rechtlich, sondern auch aufgrund der Geländesituation schwierig. Zudem ist der Druck durch Prädatoren wie Fischotter hier am größten, da die flächigen Karpfenteiche am schwierigsten einzuzäunen sind.
Potential bei Karpfen dennoch vorhanden
Es wird sich zeigen, wie sich hier die Fischotterentnahmen aufgrund der neuen rechtlichen Möglichkeiten auswirken werden. Dennoch steckt großes Potenzial in der hoch qualitativen Produktion von Karpfen. Zukünftig kann auch hier noch durch verstärkte Bewerbung der Aspekte Nachhaltigkeit und Umweltleistungen bei Konsumenten gepunktet werden. Es gilt, ein hohes Preisniveau zu halten.
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Forellen: Trotz Steigerung noch nicht am Ziel
Eine neue Potenzialstudie weist für Österreich ein großes Potenzial am Forellensektor aus. Es gilt durch nachhaltiges Wachstum dieses Potenzial für Österreich zu nutzen. Dadurch können Jobs im ländlichen Raum geschaffen und der geringen Selbstversorgung mit Fisch entgegengewirkt werden. Forelle, Saibling und Co liegen nach wie vor voll im Trend. Hier kann die Nachfrage kaum bedient werden. Wachstum kann einerseits durch Neuanlagen gelingen, andererseits aber auch an manchen Standorten durch eine sinnvolle, auf Nachhaltigkeit ausgelegte Intensivierung bei bestehenden Anlagen.
Kreislaufanlagen sind etabliert
Mittlerweile ist auch die Indoor-Fischproduktion in Kreislaufanlagen fixer Bestandteil und erweitert die Produktpalette um den Hauptfisch, den Afrikanischen Raubwels. Rund zwanzig Anlagen sind bereits in Produktion, weitere nehmen die Erzeugung demnächst auf. Hier ist das Fischartenspektrum bei weitem noch nicht ausgeschöpft und es kommen laufend interessante Fischarten für die Produktion hinzu.
Vorsicht bei Afrikanischen Welsen
Vorsichtig muss man bei der Neuerrichtung von Großanlagen agieren, da heute noch niemand abschätzen kann, welche Menge an Afrikanischen Welsen der Markt tatsächlich verträgt. Hier ist man in einem steten Verdrängungswettbewerb mit dem Weltfischmarkt. So wie es aussieht, können die Produktionsziele der Strategie für diese Sparte sogar übertroffen werden.
Indoor-Fischproduktion bringt Fischzucht in die Städte
Die Indoor-Fischproduktion bietet gerade auch für den urbanen Raum neue, bisher nicht da gewesene Möglichkeiten der Lebensmittelversorgung. Zudem ist man von äußeren Witterungseinflüssen kaum abhängig, da auch die Wasserversorgung zumeist über das Grundwasser erfolgt. Auch vor Fischottern und Co ist man geschützt.
Aquaponik - Technik mit großem Potenzial
Durch die Kombination von Gemüse mit Fischproduktion unter dem Schlagwort Aquaponik ist eine ganz neue Indoor-Technologie im Einsatz. Dabei benötigt man Fachwissen sowohl in der Fisch- als auch in der Pflanzenproduktion.
Neben hohen Investitionskosten muss man auch mit einem hohen Aufwand bei behördlichen Genehmigungen sowie beim Erfüllen rechtlicher Rahmenbedingungen rechnen. Hier gibt es kaum Erfahrungswerte. Dennoch besteht großes Interesse, auch wenn man den Vertrieb und die Vermarktung selbst aufbauen muss.
Ernährungssicherheit in aller Munde
Hat man Anfang des Jahres über die heimische Lebensmittelproduktion in Verbindung mit dem Schlagwort Ernährungssicherheit gesprochen, so wurde man mitunter belächelt.
Die Corona-Krise hat da zu einem großen Umdenken geführt. Plötzlich ist die regionale Versorgung fast täglich in den Medien diskutiert worden. Wenn dieser Trend anhält, dann wird man auch in der Fischproduktion profitieren.
Kurz gefasst
Aus heutiger Sicht wird man die Ziele der Strategie nicht gänzlich erfüllen. Trotzdem gab es eine kräftige Steigerung der Inlandsfischproduktion in den letzten Jahren. Die Kreislaufanlagentechnologie hat sich mittlerweile zu einem fixen Bestandteil entwickelt. Großes Potenzial gibt es weiterhin im Forellensektor.
Es gilt, politisch die richtigen Weichen zu stellen, um das heimische Potenzial zu nutzen. Dazu bedarf es auch eines gut mit Geldmitteln dotierten Förderprogramms, da die Investitionen in Produktionsanlagen sehr hoch sind. Eines bleibt ungebrochen: Fisch liegt im Trend, die Frage wird sein - kommt er aus Österreich oder muss er weiterhin zu über 90% importiert werden?
Es gilt, politisch die richtigen Weichen zu stellen, um das heimische Potenzial zu nutzen. Dazu bedarf es auch eines gut mit Geldmitteln dotierten Förderprogramms, da die Investitionen in Produktionsanlagen sehr hoch sind. Eines bleibt ungebrochen: Fisch liegt im Trend, die Frage wird sein - kommt er aus Österreich oder muss er weiterhin zu über 90% importiert werden?