05.11.2020 |
von DI Monika Gstöttinger
Biestmilch: Ein ganz besonderer Stoff
Unter Biestmilch versteht man ausschließlich das Gemelk, welches bei der ersten Melkung nach der Abkalbung ermolken wird. Dieses Gemelk hat den höchsten Gehalt an Immunglobulinen. Bereits ein paar Stunden nach der Geburt hat sich ein Großteil der Immunstoffe wieder abgebaut. Daher ist es wichtig, ausreichend Biestmilch zur Versorgung des neugeborenen Kalbes gleich nach der Geburt zu ermelken und dem Kalb zu verabreichen. Das Kalb kann nur in den ersten Stunden nach der Geburt diese Immunglobuline über den Darm direkt aufnehmen. Bereits 6 Stunden nach der Geburt ist dies nur mehr eingeschränkt möglich, zwölf Stunden nach der Geburt überhaupt nicht mehr. Für das Kalb sind diese Immunglobuline aus der Biestmilch überlebensnotwendig.
Es kommt gänzlich ohne Abwehrstoffe zur Welt. Entscheidend für einen guten Start ins Leben in den ersten Wochen ist die Konzentration der Immunglobuline im Blut des Kalbes. Je höher umso geringer ist das Risiko, dass Kälber in den ersten Lebenswochen erkranken.
Es kommt gänzlich ohne Abwehrstoffe zur Welt. Entscheidend für einen guten Start ins Leben in den ersten Wochen ist die Konzentration der Immunglobuline im Blut des Kalbes. Je höher umso geringer ist das Risiko, dass Kälber in den ersten Lebenswochen erkranken.
Gehalt an Immunglobulinen je Liter Biestmilch ist entscheidender als gedacht!
Nicht jedes Erstgemelk hat automatisch einen ausreichend hohen Gehalt an Immunglobulinen. Es gibt oft große Unterschiede in der Biestmilchqualität zwischen einzelnen Kühen. Die Tierarztgemeinschaft von Franz Kritzinger in Frankenmarkt testet regelmäßig auf den zu betreuenden Betrieben Biestmilchqualitäten frisch abgekalbter Kühe. Es bietet sich ein erschreckendes Bild in der Praxis. Nur bei 55% der Proben ist die Qualität zufriedenstellend. Beinahe die Hälfte der getesteten Proben waren im Gehalt der Immunglobuline unzureichend. Früher galt die Meinung: Wenn man Biestmilch mit geringerem Immunglobulinen in höheren Mengen verabreicht, hat man automatisch denselben Effekt als wenn man nur 2 l gute Biestmilch tränkt. Leider ist diese Anschauung mittlerweile widerlegt. Viel hilft nicht automatisch viel!
Es werden bei schlechten Biestmilchqualitäten auch durch höhere Mengen nicht mehr Immunglobuline von den Kälbern aufgenommen. Die Qualität des Erstgemelks ist somit ausschlaggebender als die verabreichte Menge! Um den Kälbern eine gesunde Aufzucht zu ermöglichen, darf die Biestmilchqualität nicht dem Zufall überlassen werden.
Es werden bei schlechten Biestmilchqualitäten auch durch höhere Mengen nicht mehr Immunglobuline von den Kälbern aufgenommen. Die Qualität des Erstgemelks ist somit ausschlaggebender als die verabreichte Menge! Um den Kälbern eine gesunde Aufzucht zu ermöglichen, darf die Biestmilchqualität nicht dem Zufall überlassen werden.
Biestmilchqualität ermitteln
Die drei gängigsten Methoden, um in der Praxis die Qualität der Biestmilch zu überprüfen sind:
Spindel -> Kostenpunkt ca. 20 Euro
Vorteile:
Vorteile:
- Kostengünstig
- Milchtemperatur von 18 - 20 Grad reicht aus um die Qualität zu überprüfen
- Bruchanfällig
Refraktometer -> Kostenpunkt ca. 70 Euro
Vorteile:
Erhältlich im Agrarhandel
Vorteile:
- Nur 1 Tropfen Biestmilch notwendig, daher auch für Mutterkuhbetriebe interessant
- Teuer
- Bruchanfällig
Erhältlich im Agrarhandel
ColostroCheck -> Kostenpunkt 15 Euro
Voreile:
Nachteile:
Erhältlich im Agrarhandel
Voreile:
- leicht anzuwenden
- nicht bruchanfällig
Nachteile:
- Biestmilchtemperatur von 30 Grad bei der Anwendung notwendig
Erhältlich im Agrarhandel
Was ist nach dem Check-Biestmilchmanagement zu tun?
- Getestete Biestmilch mit guter Qualität: Soviel wie möglich unmittelbar nach der Abkalbung ermelken. 2 Liter davon ins Kalb. Den Rest als Reserve einfrieren.
- Getestete Biestmilch mit schlechter Qualität: Dem Kalb gute Biestmilch aus der Gefrierreserve als 1. Gabe verabreichen. Als 2. Mahlzeit die schlechte Biestmilch der Mutterkuh verwenden.
- Biestmilch sauber gewinnen: Nur saubere Eimer verwenden. Ansonsten gelangen bereits Krankheitserreger anstatt der wertvollen Immunglobuline direkt in den Darm der Kälber. Probleme sind vorprogrammiert.
- Biestmilch abgedeckt und gekühlt lagern für die 2. Mahlzeit. Die Ausbreitung von Keimen in der Tränkemilch muss verhindert werden.