Angespannter Schweinemarkt
Zwickmühle zwischen hohen Betriebsmittelpreisen und hoher Inflation
Nach Kriegsausbruch löste die Panik hinsichtlich möglicher Versorgungsengpässe entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vom Stall bis ins Regal, einen außerordentlichen Preisanstieg aus. Also etwas, was sich die Branche immer wieder wünscht, weil dann das erzeugte Produkt und die darin verpackte Arbeit einen entsprechenden Wert haben, der die Wertschätzung zum Ausdruck bringt. Die Freude darüber war allerdings nur von kurzer Dauer, denn die Kalkulation im Betriebsmittelbereich zeigte rasch, dass das Ergebnis unterm Strich wieder stark relativiert wurde. Bei der Betriebszweigkalkulation wird natürlich auch das selbst erzeugte Futter mit beim Verkauf am Markt erzielbaren Preisen angesetzt.
Verbraucher reagieren sensibel
Nachdem die Handelsketten bis Ostern mit der Erhöhung beim Verbraucherpreis für Schweinefleisch zugewartet haben, wurde dies unmittelbar nach Ostern kräftig nachgeholt. So wurde Schweinefleisch um 1 bis 2 Euro pro Kilogramm teurer angeboten, was je nach Wert des Teilstückes eine Erhöhung zwischen 10 und 35% ergab. Und prompt gab es heftige Reaktionen beim Einkaufsverhalten. Laut Rückmeldungen seitens der Schlachtbetriebe wurde um 10 bis 20% weniger Frischfleisch am Markt umgesetzt. Daraus ist der unangenehme Schluss zu ziehen, dass der Verbraucher nicht bereit ist, in der aktuellen Inflationssituation gleich viel Schweinefleisch zu kaufen beziehungsweise zu konsumieren wie davor. Diese Schlussfolgerung ist nicht wirklich überraschend, da auch europaweite Analysen zum gleichen Ergebnis kommen, wonach aktuell gerade bei höherpreisigen Lebensmitteln gespart wird. Alle Fleischsparten sind davon betroffen. Im Gegensatz dazu profitieren kostengünstigere Lebensmittel wie zum Beispiel Nudeln oder Reis, die inzwischen einen Absatzboom und ein Plus zwischen 10 und 20% verzeichnen.
Bedauerliche Entwicklungen
Selbstverständlich ist das neu festgestellte Kaufverhalten für die gesamte Branche ernüchternd. Es wird weniger gekauft und es wird mehr auf den Preis geschaut. Zu befürchten ist weiters, dass im Bereich der Verarbeitungsprodukte die momentane Situation auch zulasten der Qualität gehen wird. Nicht anders ist es zu bewerten, wenn es Aufforderungen vom Lebensmittelhandel an die Wurst- und Schinkenindustrie gibt, Fleischprodukte nun mit billigeren Rezepturen herzustellen. Es ist zu hoffen, dass von dieser Aufforderung nicht stark Gebrauch gemacht wird. Der österreichische Lebensmittelkodex, der im internationalen Vergleich die Rezepturen sehr streng regelt, könnte dabei ein Schutz sein. Aber: wie weit im internationalen Geschäft der Spruch "Die Kunst des Metzgers ist es, Wasser schnittfähig zu machen!" wieder an Bedeutung gewinnt, wird uns die nächste Zeit zeigen.